Interview mit Martin Landau

 

DONNERSTAG
10. OKTOBER 1996

KLEINE ZEITUNG


Der Mann und die Puppe

Hollywood-Legende Martin Landau im Interview. Mit ihm sprach Ludwig Heinrich.

 

 

Sein Gesicht ist aus der einstigen TV-Kultserie "Kobra, übernehmen Sie" ("Mission: Impossible") ebenso bekannt wie aus zahlreichen Filmen. Im Vorjahr erhielt Martin Landau, 68, für seine exzellente Darstellung des Bela Lugosi in Tim Burtons "Ed Wood" den Oscar für die beste Nebenrolle. Derzeit ist er in Österreichs Kinos als Geppetto in der "Legende von Pinocchio" zu sehen.

Es heißt, Sie hätten österreichische Wurzeln.

Landau: Mein Vater stammt von hier. Er war zwölf, als die Familie auswanderte. Ich hatte lange Zeit keine Ahnung, daß er fließend Deutsch sprach. Ich kam erst drauf, als ich im Teenager-Alter dabei war, als er einen alten Freund traf und mit ihm in perfektem Deutsch tratschte. Erstaunt fragte ich ihn nachher: "Warum hast du mir das nie gesagt?" Er antwortete, daß er, nachdem er in die USA gekommen war, nur noch Amerikaner sein wollte...

Was wissen Sie über Österreich?

Landau (beginnt zu singen): Im Weißen Rößl am Wolfgangsee, da steht das Glück vor der Tür...

Zur Rolle in "Pinocchio": Kannten Sie die Geschichte?

Landau: Und ob? Es hat sich sozusagen ein Kreis geschlossen. Noch bevor ich selbst lesen konnte, las mir mein Cousin diesen Klassiker vor. Später sah ich den Zeichentrickfilm von Disney und war natürlich begeistert. Dann kam der Tag, als ich "Pinocchio" meinen eigenen Kindern vorlas.

War der Geppetto eine Herausforderung für Sie?

Landau: Und ob! Aber ich liebe Herausforderungen. Das größte Problem war hier, daß ich mit der Holzpuppe spielen und spazierengehen mußte wie mit einem normalen Menschen. Da war immer eine Menge Leute um uns, die die Apparaturen der Puppe bedienten. Das Publikum sieht diese Leute im Kino natürlich nicht, weil sie mit Hilfe modernster Technik "wegretuschiert" wurden. Vor zwei Jahren wäre dieser Film noch gar nicht möglich gewesen, doch inzwischen hat die Filmtechnik rasante Fortschritte gemacht.

Hatten Sie 1995 mit dem Oscar gerechnet?

Landau: Ich war schon vorher zweimal nominiert gewesen, zuletzt für Woody Allens "Verbrechen und andere Kleinigkeiten". Immer war ich Favorit - und ging dann leer aus.

Wie sehen Sie den Film "Mission: Impossible" mit Tom Cruise, der frei nach Motiven Ihrer einstigen Erfolggserie gedreht wurde?

Landau: Es gibt einen großen Unterschied. In der Serie standen nicht Gewalt, Autoverfolgungsjagden, Explosionen und so weiter im Mittelpunkt. Bei uns war noch Köpfchen gefragt.

 


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