BreakawayDie Katastrophe |
Drehbuch: George Bellak
Regie: Lee H. Katzin
Gäste:
Roy Dottrice (Commissioner Simmonds)
Lon
Satton (Ben Ouma)
Philip Madoc (Commander Gorski)
Eric Carte (Astronaut
Collins)
Im Vordergrund der Raumfahrt steht am Ende des 20. Jhds. ein ehrgeiziges
Projekt, das die Erforschung von Meta zum Ziel hat, eines planetaren Objektes,
das sich dem irdischen Sonnensystem nähert.
Sehr schnell ist klar, daß das
Vorhaben gefährdet ist durch mysteriöse Todesfälle auf Mondbasis Alpha, denen
unter anderem auch die Meta-Astronauten zum Opfer fallen. Die Situation gerät
außer Kontrolle, und ein neuer Kommandant, der Astronaut John Koenig, wird auf
den Mond entsandt, um die Schwierigkeiten zu beseitigen und mit erfolgreicher
Durchführung des Projektes das Raumfahrtprogramm aus seiner schwierigen
politischen Lage zu befreien.
Doch es kommt anders als geplant. Als ein
stillgelegter Atommüllagerungsplatz explodiert, erkennt man nicht nur, daß ein
neuer Effekt in Form vom magnetischer Strahlung an diesem Ort für den Tod der
Mannschaftsmitglieder verantwortlich ist, sondern auch, daß ein zweites, viel
größeres Depot, das noch genutzt wird, durch eine Explosion fatale Folgen auf
die Ansiedlung der Menschen haben kann.
Es wird ein fieberhafter Versuch
unternommen, die Zerstörung aufzuhalten, doch umsonst, das Atommülldepot
explodiert und enorme Kräfte werden frei, die den Mond aus seiner Umlaufbahn um
die Erde zwingen und ihn samt seiner Überlebenden auf eine Reise durch das weite
Universum schicken.
Pilotfolgen zu Fernsehserien haben es immer schwer - insbesondere wenn sie
einer Schar von Zusehern ein eher ungewöhnliches Konzept vorstellen, wie
es etwa bei Science Fiction- und Fantasieserien der Fall ist.
Seifenopern,
Sitcoms, Polizeiserien usw. bewegen sich auf gesichertem Boden, denn sie alle
verhalten sich nach gleichen Strickmustern und sind jedenfalls in der Realität
beheimatet. Diverse Termini, gesellschaftliche
Strukturen und Aufbau der Handlung sind der breiten Bevölkerung geläufig,
und niemand braucht Geduld darauf zu verwenden, sich mit neuen physikalischen
und sozialen Gesetzen zurechtzufinden. Es genügen in der Regel wenige Minuten
vor dem Fernsehapparat, um den Ablauf zu begreifen und sich dem mehr oder weniger
großen Vergnügen hinzugeben.
Die erste Folge einer Reihe hat mehrere Aufgaben. Einerseits macht sie das
Publikum mit den Vorgaben ihrer zukünftigen Handlungen bekannt, zweitens
stellt sie Personen und deren Beziehungen zueinander vor, drittens erzählt
sie eine Geschichte - und nicht zuletzt muß sie damit bei den Zuschauern
ein solches Interesse wecken, daß ihnen die Episode nicht nur im Gedächtnis
haften bleibt sondern sie dazu gebracht werden, auf die nächste Folge zu
warten und sie sich auch anzusehen.
Der Wert einer Serie wird an der Qualität
ihrer ersten Folge gemessen, denn die Kritik wirft ein mehr oder weniger interessiertes
Auge auf den Einstieg - und gefällt dieser nicht, kann das bereits der
Ruin für die Serie sein.
In diesem Licht betrachtet, macht Breakaway eine recht gute Figur.
In einer knappen Stunde wird uns eine spannende Handlung geboten, an deren
Ende man sich fragt, wie es denn weitergehen wird. Wir sehen, unter welchen
Bedingungen die Mannschaft am Mond arbeitet, erfahren etwas über die Kommandostruktur
und deren Hintergründe und über die Menschen, die hier leben - weniger
über ihre Herkunft und über ihre Erfahrungen als über ihre Persönlichkeit
- und in dieser Vielfalt von Aktion, Handlung und Darstellung der Gegebenheiten
bleibt noch Zeit für subtile Kleinigkeiten wie das Anklingen der Gesinnung
des vorigen Commanders Gorski (John: "He has always been very flexible!")
oder die charmante Andeutung der späteren Beziehung zwischen John und Helena
inmitten eines ersten Kräftemessens der beiden Hauptfiguren.
Über Breakaway könnte man ganze Bücher füllen, an dieser Stelle nur ein paar Gedanken über die
1) Vorgaben
Ort der Handlung sind der Mond und seine Basis Alpha, eine autonome
Einheit mit vielseitigen Aufgaben. Sie ist, gemeinsam mit der
Raumstation, die übrigens rechte Ähnlichkeit mit der zur Zeit in
Konstruktion befindlichen Raumstation ISS hat, Ausgangspunkt für Flüge in den
tiefen Raum. Hier werden die Astronauten auf ihre zukünftigen Aufgaben
vorbereitet, hier absolvieren sie ihr Trainingsprogramm und werden von
medizinischer Seite den erforderlichen Check-ups unterzogen.
Weiters ist Alpha
die Basis der Raumforschung sowie ein wichtiger Faktor in zahllosen anderen
Forschungsgebieten. Vom Mond aus können ferne Galaxien ohne die störende
Erdatmosphäre beobachtet und Experimente durchgeführt werden, für die eine
verminderte Gravitation notwendig ist. Die meisten traditionellen Forschungsgebiete der
Naturwissenschaft
profitieren von diesem Umstand, und dementsprechend begehrt dürften auch
Aufenthaltsgenehmigungen auf dem Mond bei irdischen Wissenschaftlern sein. Die
Basis ist hochspezialisiert, und wer sich hier aufhält, muß bereits gewisse
Reputationen auf der Erde erreicht haben. Dies gilt für alle Gastforscher, und
erst recht für das Stammpersonal.
Am Mond werden außerdem Rohstoffe abgebaut
(vermutlich in erster Linie für den eigenen Bedarf), und andererseits wird auf
der Rückseite der Atommüll der Erde (in vermeintlich sicheren Depots)
gelagert.
Die Basis ist ein großer Komplex, der ober- und unter"irdisch" um
ein Zentrum, der Kommandozentrale, geordnet ist. Im Original wird diese in der
ersten, mehr englisch-europäischen Staffel als "Main Mission" bezeichnet, später wird
daraus das klaustrophobische, unter der Oberfläche gelegene "Command Center"
- für das neue Zielpublikum sogar mit amerikanischer Schreibweise.
Rund um die Basis gruppiert
befinden sich neben den Landeplattformen für Raumschiffe auch mehrere Türme,
die für die Schwerkraftregulation auf Alpha zuständig sind.
Es gibt auch
einige Außenposten, Forschungseinheiten, die mit Rampenschlitten (travel tubes) und
Adler
erreichbar sind und für gefährliche Experimente verwendet werden.
Die Kommandostruktur auf Alpha ist quasimilitärisch, und dieses Bild
wird von den für weibliches und männliches Personal einheitlichen,
eher unspektakulären Uniformen kräftig unterstützt. Allein an
der Farbe der Ärmel sind bereits von weitem Aufgabengebiet bzw. Profession
des Trägers zu erkennen.
Der jeweilige Kommandant ist dem Erdkommando
unterstellt, aber wie er mit seiner Macht umgeht,
hängt natürlich wesentlich von seiner Person ab. Gorski beispielsweise hindert Helena daran,
ihre Erkenntnisse bezüglich möglicher Strahlungsschäden weiterzuleiten,
und läßt selbst das Personal auf Alpha über die Todesfälle
im Dunklen.
John dagegen läßt recht schnell erkennen, daß
er an Offenlegung der Situation und Beratung durch kompetente Kräfte
interessiert ist. Er sucht wiederholt Victors und Helenas Rat, und in späteren
Folgen sind immer wieder Besprechungen mit dem leitenden Personal zu sehen.
2) Personen
John übernimmt das sinkende Schiff ohne die geringste Ahnung, was ihn auf dem
Mond erwartet. Von Commissioner Simmonds mit falschen Informationen versorgt und gegen die Chefärztin der Basis eingenommen, hat er dennoch einen relativ
guten Start auf Alpha, denn er ist einem guten Teil des Personals, inklusive dem
Forscher Victor Bergman, von seinem letzten Aufenthalt her noch gut bekannt, und
nach der Reaktion der Besatzung zu urteilen, scheint man durchaus mit dem Führungswechsel
einverstanden zu sein. Von allem Anfang an
erscheint John als eine starke Persönlichkeit, er informiert sich über die
Situation, läßt sich auf eine Konfrontation mit Simmonds
ein und erreicht zumindest eine Pause, was die weitere Füllung des Atommüllagers
angeht.
Anders als Gorski und Simmonds, die das Meta-Projekt um jeden
Preis retten wollen, hält John nichts von deren Verschleierungstaktik, und
es ist rasch klar, daß ihm Wahrheit und die Sicherheit der Mannschaft
mehr am Herzen liegen als alle politischen Verwicklungen - inklusive der Finanzierung
Alphas. Er beschäftigt sich mit den Problemen, die dringlicher sind und
zieht sich auch mit seiner geradlinigen Art Unverständnis und Zorn des
Commissioner Simmonds zu.
Daß John ein impulsiver und intuitiver Mensch
ist, klingt bereits in der ersten Folge durch - was nicht heißen soll,
daß die Entscheidungen, die
er trifft, damit auch halbherzig sind. Im Gegenteil: er steht mit seiner ganzen Person und
Autorität
dahinter, selbst, wenn die Konsequenzen schwerwiegend sind. Als er beispielsweise
der Mannschaft verkündet, daß kein Versuch unternommen
wird, die Erde noch zu erreichen, ist zu sehen, daß ihm der Entschluß
dazu nicht leichtfällt, er aber dennoch völlig von dessen Richtigkeit überzeugt
ist.
Helena steht als Chefin des Medizinischen Zentrums - als leitende Frau in
einer patriachalen Gesellschaft - unter großem Druck. Einerseits sind
die Ergebnisse ihrer Untersuchungen überaus besorgniserregend, andererseits jedoch
wird ihr von Männern wie Gorski und Simmonds in typisch herablassender
Art der Mund verboten. Sie wird nicht ernst genommen - mehr noch, Simmonds
hat vor, ihr die Leitung über die Forschung zu entziehen und ihr ein ganzes
Team von Wissenschaftlern vor die Nase zu setzen. Für sie ist die Ablösung Gorskis durch
Koenig ein Hoffnungsschimmer, denn nicht nur ihre Reputation steht auf dem Spiel,
es geht auch um Menschenleben, und sie hat, wie wir später sehen werden, ein starkes Interesse am
Wohlergehen eines jeden einzelnen auf Alpha.
Helena
erscheint vom ersten Augenblick an als selbstsicher, realistisch und rational.
Ihre Aussagen haben Hand und Fuß, und sie läßt sich in ihren
Handlungen kaum von
ihren Emotionen leiten. Gleichzeitig scheut sie nicht davor zurück, ihrem
Vorgesetzten deutlich ihre Meinung zu verstehen zu geben, und vom ersten Zusammentreffen
zwischen John und Helena an entsteht eine Spannung, die nicht nur von der gegenseitigen
Anziehung der beiden Hauptpersonen geleitet wird, sondern gerade auch von ihrer
Gegensätzlichkeit, er: forsch, dunkel und emotionell, sie: kühl, blaß
und reserviert. Nur selten gelingt in einer Fernsehserie eine so perfekte Kombination
von Titelheld und -heldin, eine realistische Darstellung persönlicher
und allgemeiner Interessen, ein differenziertes und subtiles Miteinander,
das die oftmals zitierte Behauptung um die platten Charaktere schlicht Lügen
straft.
Victor ist Johns "heimatlicher Hafen", eine Vertrauensperson, an
die er sich ohne zu zögern wendet und deren Meinung er auch, im Gegensatz
zu allen anderen, sofort akzeptiert. Victor, der väterliche Freund, bewahrt
John davor, auf Simmonds Schiene weiterzufahren und rückt sein falsches
Bild von Helena zurecht. Er ist der Ankerpunkt der Folge, der die Brücke
zwischen John und Helena bildet, denn beide vertrauen ihm und wissen, daß
sie sich auf seine Meinung verlassen können.
Er erst ermöglicht
John einen Einstieg in sein neues Amt und hilft ihm mit seinen Informationen,
die Situation richtig zu erfassen.
Victors Darstellung in der ersten Folge
zeichnet
auch seinen weiteren Weg vor: Er ist ein Wissenschaftler, der sich nicht um
Ränkespiele und Macht kümmert, sein Interesse gilt der Erfüllung
von wissenschaftlichen Aufgaben, die er sich selbst stellt oder die er gestellt
bekommt. Und er führt sie weiter in die Philosophie und noch weiter in
die Suche nach allumfassenden Zusammenhängen, nach einer Allmacht, die
für die Zeichnung der Schicksalslinien zuständig ist.
Er bezieht keine Stellungen, zumindest keine, die nicht unmittelbar mit den
Ergebnissen seiner Forschungen zusammenhängen. Er hilft bei Entscheidungen,
ohne selbst den Anspruch auf Unfehlbarkeit zu erheben, er widersteht dem vermeintlichen
Recht des Älteren zu moralisierenden oder vorgefaßten Meinungen.
Sein Wesen ist heiter bis nachdenklich, manchmal ein wenig abwesend, manchmal
ein wenig unnahbar und unberührt vom Leid der anderen, das er, losgelöst
von irdischen Belangen, unter Umständen einfach gar nicht wahrnimmt. Lebhaft
wird er nur, wenn es ihm gelingt, der Lösung eines Problems auf die Spur
zu kommen, und da sieht man fast kindliche Freude - ein reizvoller Kontrapunkt
zum Bild des selbstvergessenen Wissenschaftlers.
Simmonds gibt ein gutes Beispiel eines harten Politikers ab, der es gewohnt ist,
Aktionen zu fordern, ohne sich darum zu kümmern, ob sie überhaupt
durchführbar
sind. Sein Ziel und seine Aufgabe sind es, das Projekt Mondbasis in ein möglichst
gutes Licht vor die Augen der Öffentlichkeit zu rücken. Er hat die Befugnis
zur Macht und erwartet auch, daß das gesamte Personal - und insbesondere
der neue Kommandant von Alpha, der eigens zur Bewältigung der Krise eingestellt
wird - die Aufgabe in seinem Sinn löst. Er selbst bleibt in der gesamten
Episode - und auch bezeichnenderweise später in Captain Zantor ein
Außenstehender, der an externe Regeln gebunden ist (was ihm am Ende
auch konsequenterweise zum Verhängnis wird).
Diese Bindung verschließt
ihm auch die Augen vor der Realität, seine persönliche Unflexibilität,
die Fixierung auf seinen Status und die Macht im Hintergrund (das Erdkommando)
verhindern eine realitätsnahe Einschätzung der augenblicklichen Situation
seinerseits. Bis zum letzten
Augenblick begreift er die Gefahr der Lage nicht, ja, ignoriert sie schlicht,
denn er ist es gewohnt, seinen Willen zu durchzusetzen - daß dies einmal
nicht der Fall sein könnte und sich eine herannahende Katastrophe nicht
durch seine Autorität abwenden ließe, ist in seinem Weltbild
nicht vorgesehen.
Sein Wille ist Gesetz, und so kann er auch gar nichts mit
Koenigs Art anfangen, der an die Dinge differenzierter herangeht und sich sehr
bald nicht mehr um seinen ursprünglichen Auftrag und Simmonds' versuchten
Druck von oben schert, sondern tut, was er für richtig hält, um nicht
noch mehr Menschenleben zu gefährden.
Recht rasch ist eine unterschwellige
Feindschaft, zumindest aber eine Abneigung, zwischen den beiden zu erkennen.
John, der das Spiel gewinnt, kümmert sich nicht weiter darum, Simmonds
aber, der durch John die schlimmste Niederlage seines Lebens erfährt -
und diese mit dessen Kommandantschaft auch ständig vor Augen hat - wird
damit nicht zu Rande kommen und sich in Captain Zantor folgerichtig
in eine pathologische Persönlichkeit verwandeln.
Alles in allem wird Zeit darauf verwendet, ein differenziertes Bild der Hauptpersonen zu zeichnen, das naturgemäß noch nicht vollständig ist, dessen Linie aber in der Serie beibehalten und das in weiterer Folge auch noch weiter ausgebaut wird.
3) Geschichte
Die Katastrophe ist eine Demonstration des menschlichen Versagens
und ein Indikator für die Prämisse der Serie, zumindest was die erste
Staffel angeht. Die Illusionen, denen sich die Menschheit bezüglich der
Wissenschaft seit der Aufklärung hingegeben hat, sind verflogen. Technik
und Politik versagen, weil der Mensch versagt hat. Die Alphaner bezahlen für
die menschliche Vermessenheit, sich als die Krone der Schöpfung anzusehen
und werden in ein feindliches All getrieben, wo sie, nunmehr unwissend und hilflos,
fremden Gewalten ausgesetzt sind.
Interessanterweise sind es die Forscher
und Wissenschaftler, die hier stellvertretend für alle Menschen gestraft
werden, jene Gruppe, die das Versagen der Menschheit überhaupt erst ermöglicht
hat, denn sie hat es verabsäumt, ihre Verantwortung den anderen, weniger
gebildeteten und darum auch weniger zur Weitsicht fähigen Mitbürgern
gegenüber wahrzunehmen.
Doch gleichzeitig stellt das Wegbrechen des Mondes aus seiner Umlaufbahn,
mehr noch, die völlige Trennung der kleinen Gesellschaft von ihrer Wiege
der Kultur, ein Erwachsenwerden dar, ein Loslösen von den früheren
Verfehlungen und einen Neuanfang. Eine neue Chance, die Möglichkeit, es
besser zu machen bietet sich und sticht hervor wie ein Wendepunkt in der Geschichte.
Deutlicher kann dies nicht ausgedrückt werden als durch Beginn einer neuen
Zeitrechnung ( "...x days from leaving Earth's orbit..." - realistischerweise
erst später in der Serie).
So ist der
beständige Wechsel zwischen Düsterkeit und Hoffnung, zwischen Versagen
und neuen Chancen, Hilflosigkeit und der hilfreichen Vorsehung ein wesentlicher und wichtiger Aspekt in der generellen
Sicht der Serie, denn aus einer hoffnungslosen Situation heraus kämpfen
die Alphaner Folge für Folge um ihr Überleben, erkämpfen sich
- und
dies mehr im übertragenen Sinn des Wortes - das Recht auf ihre Existenz.
Bezeichnenderweise finden die Ereignisse in der nahen
Zukunft statt (im Hinblick auf die Produktionszeit). Die Alphaner müssen
mit den Mitteln der heutigen Zeit auskommen - keine Transportersysteme, keine
Überlichtantriebe, keine Wunderwaffen, keine hervorragenden Vorrichtungen
zur Zerstreuung wie Holodecks stehen ihnen zur
Verfügung, und bei allen Begegnungen, die sie auf ihrer Reise machen werden,
sind sie die Primitiven, die Unterlegenen, die aus einer ausweglosen Lage
heraus gegen Angst und Unwissenheit und gegen Schicksalsschläge
bestehen müssen.
Immer wieder versuchen sie, die gestellten
Aufgaben mit Logik und Wissen zu lösen, denn anders haben sie es nicht
gelernt, und, wie auch in Breakaway, erfahren sie nur zu oft, daß dieses
Wissen
nicht alles ist und die Technik nicht generell eine Lösung bietet. Immer
wieder werden sie die Dinge geschehen lassen
müssen, und das ist ein Kampf der besonderen Art, denn hier geht es um die Überwindung
des menschlichen Verstandes und dessen Verständnisses und darum, die eigenen
geistigen Grenzen zu
akzeptieren und die Konventionen der irdischen Vergangenheit hinter sich zu
lassen.
In diesem
Sinn spielt es eine wichtige Rolle, was für ein Charakter der Kommandant
John Koenig ist, denn er ist der Gratwanderer zwischen wissenschaftlichem und
emotionellem Denken, selbst ein intuitiver, von starken Gefühlen beherrschter
Mann, dem rationelle und logische Argumente von seinen beiden Beratern aus der
Naturwissenschaft näher gebracht werden. Von diesen beiden Vertrauenspersonen
ist Victor Bergman noch derjenige, der weiter in die Metaphysik abschweifen
kann, ein Philosoph, wohingegen es Helena Russell ist, die John mit ihrem großen
Maß an Sorge für das individuelle Leben, für den einzelnen,
auf dem Boden hält.
Das "Triumvirat", bestehend aus John,
Victor und Helena war eine der großen Stärken der ersten Staffel,
die durch Umwandlung in das Quartett der zweiten Saison, wo Victor durch Maya
und Tony ersetzt wurde, viel an Energie und Kraft verloren hat.
In ihrer Düsterkeit, verwoben mit einem permanenten Hoffnungsschimmer, war die erste Staffel der Serie ihrer Zeit weit voraus, und erst mit Mystery-Serien wie "Akte X" konnte beim Zuschauer wieder ein solches Maß an Beklemmung erreicht und die menschliche Machtlosigkeit so anschaulich demonstriert werden.
Regisseur Lee H. Katzin, der außer in Die Katastrophe auch noch
in Die schwarze Sonne Regie führte, wurde auf Anfrage von Barbara
Bain in das Projekt einbezogen. Er war Regisseur von zahlreichen Mission:Impossible-Episoden.
Ihm
verdanken wir auch Sandras Namensänderung von Sabatini auf Benes, Katzins
Lieblingsdelikatessenladen in New York.
Das ursprüngliche Skript "The Void Ahead" sah auch einige andere Namen vor: Alan Carter war ein Italiener namens Alfonso Catani, Commissioner Simmonds hieß zunächst Symonds und Gorski war Commander Grodno.
An "Die Katastrophe" erinnere ich mich nur, weil es
sich so unendlich lang dahinzog. Am 26. November hatten wir unsere erste Probe.
Die Aufnahmen begannen am 3. Dezember. Erst am 14. Januar 1974 fingen wir
mit der 2. Episode an! Aber am 22., 25. und 26. Februar wurden noch zusätzliche
Szenen für "Die Katastrophe" aufgenommen, was eine Gesamtanzahl
von 26 Tagen für die Herstellung unserer ersten Folge bedeutet!
Barry
Morse - aufgezeichnetes Interview, London 1998
Gerry Anderson wollte eine Bildschirmszene filmen ohne diesen
herunter wandernden Streifen, was unmöglich zu machen ist. Er wollte eine
saubere Aufnahme ohne Streifen, weil für Mondbasis Alpha wäre
das einfach primitives Filmen gewesen. Mindestens an den ersten 10 Aufnahmetagen
(von "Die Katastrophe") versuchten wir nichts anderes, als diesen Streifen
wegzukriegen!
In all diesen Intercom-Szenen, wenn also jemand von uns vor
einem Bildschirm stand und sich mit irgendwem unterhielt, waren wir abhängig
davon, den Streifen wegzubekommen. Es brauchte manchmal 103 mal, und genau im
letzten Moment erschien der Streifen! Als wir später vom öffentlichen
Strom auf die Generatoren umstiegen, waren die Anschlüsse sehr heikel,
und da war er wieder, um uns zu verfolgen! Und alles stand wieder endlos
beim Versuch, die Aufnahme in den Kasten zu bekommen. Das war sonderbar, daß
wir bei aller hervorragenden Technik immer noch abhängig von der Gnade
dieses verflixten Streifens waren.
Barbara Bain -
LBFA Day 1984
"Sie baten mich, mit einem italienischen Akzent vorzusprechen.
Ich verwendete den einzigen italienischen Akzent, den ich beherrschte, der allerdings
mehr an einen australisch-italienischem Krämer erinnerte, was sich ziemlich
lächerlich anhörte." Sylvia Anderson bemerkte, daß Australier
sich zu sehr wie Cockneys anhörten, und ein Cockney war bereits in der
Show vorgesehen. Ein zorniger Tate war anderer Meinung und beschuldigte Filmemacher
so irriger Ansichten, daß sie sogar Cockneys als Australier einsetzten.
"Lee
Katzin sprang auf und sagte, 'Nun gut, Nick!' Also sagten sie,'Nachdem
du uns nun etwas dieser Arroganz gezeigt hast, spreche die Rolle als Australier
vor.'"[...] "Ich verwendete die rauhe italienische Arroganz, die sie
sich für Catani wünschten, und versetzte sie erfolgreich in in einen
australischen Astronauten namens Alan Carter!"
über Nick Tate
- Star Log #227
Victor (über Alpha): I got caught!
Helena zu John: The risk is great. The decision - of course - is yours.
John: I am not going to ignore the fact that people are dying up here!
John: Now we're sitting on the biggest bomb man's ever made!
Computer: HUMAN DECISION REQUIRED