Breakaway

Die Katastrophe

 

 


 

Drehbuch: George Bellak
Regie: Lee H. Katzin

Gäste:
Roy Dottrice (Commissioner Simmonds)
Lon Satton (Ben Ouma)
Philip Madoc (Commander Gorski)
Eric Carte (Astronaut Collins)

 


Inhalt


 

Im Vordergrund der Raumfahrt steht am Ende des 20. Jhds. ein ehrgeiziges Projekt, das die Erforschung von Meta zum Ziel hat, eines planetaren Objektes, das sich dem irdischen Sonnensystem nähert.
Sehr schnell ist klar, daß das Vorhaben gefährdet ist durch mysteriöse Todesfälle auf Mondbasis Alpha, denen unter anderem auch die Meta-Astronauten zum Opfer fallen. Die Situation gerät außer Kontrolle, und ein neuer Kommandant, der Astronaut John Koenig, wird auf den Mond entsandt, um die Schwierigkeiten zu beseitigen und mit erfolgreicher Durchführung des Projektes das Raumfahrtprogramm aus seiner schwierigen politischen Lage zu befreien.
Doch es kommt anders als geplant. Als ein stillgelegter Atommüllagerungsplatz explodiert, erkennt man nicht nur, daß ein neuer Effekt in Form vom magnetischer Strahlung an diesem Ort für den Tod der Mannschaftsmitglieder verantwortlich ist, sondern auch, daß ein zweites, viel größeres Depot, das noch genutzt wird, durch eine Explosion fatale Folgen auf die Ansiedlung der Menschen haben kann.
Es wird ein fieberhafter Versuch unternommen, die Zerstörung aufzuhalten, doch umsonst, das Atommülldepot explodiert und enorme Kräfte werden frei, die den Mond aus seiner Umlaufbahn um die Erde zwingen und ihn samt seiner Überlebenden auf eine Reise durch das weite Universum schicken.

 


Anmerkungen


 

Pilotfolgen zu Fernsehserien haben es immer schwer - insbesondere wenn sie einer Schar von Zusehern ein eher ungewöhnliches Konzept vorstellen, wie es etwa bei Science Fiction- und Fantasieserien der Fall ist.
Seifenopern, Sitcoms, Polizeiserien usw. bewegen sich auf gesichertem Boden, denn sie alle verhalten sich nach gleichen Strickmustern und sind jedenfalls in der Realität beheimatet. Diverse Termini, gesellschaftliche Strukturen und Aufbau der Handlung sind der breiten Bevölkerung geläufig, und niemand braucht Geduld darauf zu verwenden, sich mit neuen physikalischen und sozialen Gesetzen zurechtzufinden. Es genügen in der Regel wenige Minuten vor dem Fernsehapparat, um den Ablauf zu begreifen und sich dem mehr oder weniger großen Vergnügen hinzugeben.

Die erste Folge einer Reihe hat mehrere Aufgaben. Einerseits macht sie das Publikum mit den Vorgaben ihrer zukünftigen Handlungen bekannt, zweitens stellt sie Personen und deren Beziehungen zueinander vor, drittens erzählt sie eine Geschichte - und nicht zuletzt muß sie damit bei den Zuschauern ein solches Interesse wecken, daß ihnen die Episode nicht nur im Gedächtnis haften bleibt sondern sie dazu gebracht werden, auf die nächste Folge zu warten und sie sich auch anzusehen.
Der Wert einer Serie wird an der Qualität ihrer ersten Folge gemessen, denn die Kritik wirft ein mehr oder weniger interessiertes Auge auf den Einstieg - und gefällt dieser nicht, kann das bereits der Ruin für die Serie sein.

In diesem Licht betrachtet, macht Breakaway eine recht gute Figur.
In einer knappen Stunde wird uns eine spannende Handlung geboten, an deren Ende man sich fragt, wie es denn weitergehen wird. Wir sehen, unter welchen Bedingungen die Mannschaft am Mond arbeitet, erfahren etwas über die Kommandostruktur und deren Hintergründe und über die Menschen, die hier leben - weniger über ihre Herkunft und über ihre Erfahrungen als über ihre Persönlichkeit - und in dieser Vielfalt von Aktion, Handlung und Darstellung der Gegebenheiten bleibt noch Zeit für subtile Kleinigkeiten wie das Anklingen der Gesinnung des vorigen Commanders Gorski (John: "He has always been very flexible!") oder die charmante Andeutung der späteren Beziehung zwischen John und Helena inmitten eines ersten Kräftemessens der beiden Hauptfiguren.

Über Breakaway könnte man ganze Bücher füllen, an dieser Stelle nur ein paar Gedanken über die

 

1) Vorgaben

Ort der Handlung sind der Mond und seine Basis Alpha, eine autonome Einheit mit vielseitigen Aufgaben. Sie ist, gemeinsam mit der Raumstation, die übrigens rechte Ähnlichkeit mit der zur Zeit in Konstruktion befindlichen Raumstation ISS hat, Ausgangspunkt für Flüge in den tiefen Raum. Hier werden die Astronauten auf ihre zukünftigen Aufgaben vorbereitet, hier absolvieren sie ihr Trainingsprogramm und werden von medizinischer Seite den erforderlichen Check-ups unterzogen.
Weiters ist Alpha die Basis der Raumforschung sowie ein wichtiger Faktor in zahllosen anderen Forschungsgebieten. Vom Mond aus können ferne Galaxien ohne die störende Erdatmosphäre beobachtet und Experimente durchgeführt werden, für die eine verminderte Gravitation notwendig ist. Die meisten traditionellen Forschungsgebiete der Naturwissenschaft profitieren von diesem Umstand, und dementsprechend begehrt dürften auch Aufenthaltsgenehmigungen auf dem Mond bei irdischen Wissenschaftlern sein. Die Basis ist hochspezialisiert, und wer sich hier aufhält, muß bereits gewisse Reputationen auf der Erde erreicht haben. Dies gilt für alle Gastforscher, und erst recht für das Stammpersonal.
Am Mond werden außerdem Rohstoffe abgebaut (vermutlich in erster Linie für den eigenen Bedarf), und andererseits wird auf der Rückseite der Atommüll der Erde (in vermeintlich sicheren Depots) gelagert.
Die Basis ist ein großer Komplex, der ober- und unter"irdisch" um ein Zentrum, der Kommandozentrale, geordnet ist. Im Original wird diese in der ersten, mehr englisch-europäischen Staffel als "Main Mission" bezeichnet, später wird daraus das klaustrophobische, unter der Oberfläche gelegene "Command Center" - für das neue Zielpublikum sogar mit amerikanischer Schreibweise.
Rund um die Basis gruppiert befinden sich neben den Landeplattformen für Raumschiffe auch mehrere Türme, die für die Schwerkraftregulation auf Alpha zuständig sind.
Es gibt auch einige Außenposten, Forschungseinheiten, die mit Rampenschlitten (travel tubes) und Adler erreichbar sind und für gefährliche Experimente verwendet werden.

 

Die Kommandostruktur auf Alpha ist quasimilitärisch, und dieses Bild wird von den für weibliches und männliches Personal einheitlichen, eher unspektakulären Uniformen kräftig unterstützt. Allein an der Farbe der Ärmel sind bereits von weitem Aufgabengebiet bzw. Profession des Trägers zu erkennen.
Der jeweilige Kommandant ist dem Erdkommando unterstellt, aber wie er mit seiner Macht umgeht, hängt natürlich wesentlich von seiner Person ab. Gorski beispielsweise hindert Helena daran, ihre Erkenntnisse bezüglich möglicher Strahlungsschäden weiterzuleiten, und läßt selbst das Personal auf Alpha über die Todesfälle im Dunklen.
John dagegen läßt recht schnell erkennen, daß er an Offenlegung der Situation und Beratung durch kompetente Kräfte interessiert ist. Er sucht wiederholt Victors und Helenas Rat, und in späteren Folgen sind immer wieder Besprechungen mit dem leitenden Personal zu sehen.

 

2) Personen

John übernimmt das sinkende Schiff ohne die geringste Ahnung, was ihn auf dem Mond erwartet. Von Commissioner Simmonds mit falschen Informationen versorgt und gegen die Chefärztin der Basis eingenommen, hat er dennoch einen relativ guten Start auf Alpha, denn er ist einem guten Teil des Personals, inklusive dem Forscher Victor Bergman, von seinem letzten Aufenthalt her noch gut bekannt, und nach der Reaktion der Besatzung zu urteilen, scheint man durchaus mit dem Führungswechsel einverstanden zu sein. Von allem Anfang an erscheint John als eine starke Persönlichkeit, er informiert sich über die Situation, läßt sich auf eine Konfrontation mit Simmonds ein und erreicht zumindest eine Pause, was die weitere Füllung des Atommüllagers angeht.
Anders als Gorski und Simmonds, die das Meta-Projekt um jeden Preis retten wollen, hält John nichts von deren Verschleierungstaktik, und es ist rasch klar, daß ihm Wahrheit und die Sicherheit der Mannschaft mehr am Herzen liegen als alle politischen Verwicklungen - inklusive der Finanzierung Alphas. Er beschäftigt sich mit den Problemen, die dringlicher sind und zieht sich auch mit seiner geradlinigen Art Unverständnis und Zorn des Commissioner Simmonds zu.
Daß John ein impulsiver und intuitiver Mensch ist, klingt bereits in der ersten Folge durch - was nicht heißen soll, daß die Entscheidungen, die er trifft, damit auch halbherzig sind. Im Gegenteil: er steht mit seiner ganzen Person und Autorität dahinter, selbst, wenn die Konsequenzen schwerwiegend sind. Als er beispielsweise der Mannschaft verkündet, daß kein Versuch unternommen wird, die Erde noch zu erreichen, ist zu sehen, daß ihm der Entschluß dazu nicht leichtfällt, er aber dennoch völlig von dessen Richtigkeit überzeugt ist.

 

Helena steht als Chefin des Medizinischen Zentrums - als leitende Frau in einer patriachalen Gesellschaft - unter großem Druck. Einerseits sind die Ergebnisse ihrer Untersuchungen überaus besorgniserregend, andererseits jedoch wird ihr von Männern wie Gorski und Simmonds in typisch herablassender Art der Mund verboten. Sie wird nicht ernst genommen - mehr noch, Simmonds hat vor, ihr die Leitung über die Forschung zu entziehen und ihr ein ganzes Team von Wissenschaftlern vor die Nase zu setzen. Für sie ist die Ablösung Gorskis durch Koenig ein Hoffnungsschimmer, denn nicht nur ihre Reputation steht auf dem Spiel, es geht auch um Menschenleben, und sie hat, wie wir später sehen werden, ein starkes Interesse am Wohlergehen eines jeden einzelnen auf Alpha.
Helena erscheint vom ersten Augenblick an als selbstsicher, realistisch und rational. Ihre Aussagen haben Hand und Fuß, und sie läßt sich in ihren Handlungen kaum von ihren Emotionen leiten. Gleichzeitig scheut sie nicht davor zurück, ihrem Vorgesetzten deutlich ihre Meinung zu verstehen zu geben, und vom ersten Zusammentreffen zwischen John und Helena an entsteht eine Spannung, die nicht nur von der gegenseitigen Anziehung der beiden Hauptpersonen geleitet wird, sondern gerade auch von ihrer Gegensätzlichkeit, er: forsch, dunkel und emotionell, sie: kühl, blaß und reserviert. Nur selten gelingt in einer Fernsehserie eine so perfekte Kombination von Titelheld und -heldin, eine realistische Darstellung persönlicher und allgemeiner Interessen, ein differenziertes und subtiles Miteinander, das die oftmals zitierte Behauptung um die platten Charaktere schlicht Lügen straft.

 

Victor ist Johns "heimatlicher Hafen", eine Vertrauensperson, an die er sich ohne zu zögern wendet und deren Meinung er auch, im Gegensatz zu allen anderen, sofort akzeptiert. Victor, der väterliche Freund, bewahrt John davor, auf Simmonds Schiene weiterzufahren und rückt sein falsches Bild von Helena zurecht. Er ist der Ankerpunkt der Folge, der die Brücke zwischen John und Helena bildet, denn beide vertrauen ihm und wissen, daß sie sich auf seine Meinung verlassen können.
Er erst ermöglicht John einen Einstieg in sein neues Amt und hilft ihm mit seinen Informationen, die Situation richtig zu erfassen.
Victors Darstellung in der ersten Folge zeichnet auch seinen weiteren Weg vor: Er ist ein Wissenschaftler, der sich nicht um Ränkespiele und Macht kümmert, sein Interesse gilt der Erfüllung von wissenschaftlichen Aufgaben, die er sich selbst stellt oder die er gestellt bekommt. Und er führt sie weiter in die Philosophie und noch weiter in die Suche nach allumfassenden Zusammenhängen, nach einer Allmacht, die für die Zeichnung der Schicksalslinien zuständig ist.
Er bezieht keine Stellungen, zumindest keine, die nicht unmittelbar mit den Ergebnissen seiner Forschungen zusammenhängen. Er hilft bei Entscheidungen, ohne selbst den Anspruch auf Unfehlbarkeit zu erheben, er widersteht dem vermeintlichen Recht des Älteren zu moralisierenden oder vorgefaßten Meinungen. Sein Wesen ist heiter bis nachdenklich, manchmal ein wenig abwesend, manchmal ein wenig unnahbar und unberührt vom Leid der anderen, das er, losgelöst von irdischen Belangen, unter Umständen einfach gar nicht wahrnimmt. Lebhaft wird er nur, wenn es ihm gelingt, der Lösung eines Problems auf die Spur zu kommen, und da sieht man fast kindliche Freude - ein reizvoller Kontrapunkt zum Bild des selbstvergessenen Wissenschaftlers.

 

Simmonds gibt ein gutes Beispiel eines harten Politikers ab, der es gewohnt ist, Aktionen zu fordern, ohne sich darum zu kümmern, ob sie überhaupt durchführbar sind. Sein Ziel und seine Aufgabe sind es, das Projekt Mondbasis in ein möglichst gutes Licht vor die Augen der Öffentlichkeit zu rücken. Er hat die Befugnis zur Macht und erwartet auch, daß das gesamte Personal - und insbesondere der neue Kommandant von Alpha, der eigens zur Bewältigung der Krise eingestellt wird - die Aufgabe in seinem Sinn löst. Er selbst bleibt in der gesamten Episode - und auch bezeichnenderweise später in Captain Zantor ein Außenstehender, der an externe Regeln gebunden ist (was ihm am Ende auch konsequenterweise zum Verhängnis wird).
Diese Bindung verschließt ihm auch die Augen vor der Realität, seine persönliche Unflexibilität, die Fixierung auf seinen Status und die Macht im Hintergrund (das Erdkommando) verhindern eine realitätsnahe Einschätzung der augenblicklichen Situation seinerseits. Bis zum letzten Augenblick begreift er die Gefahr der Lage nicht, ja, ignoriert sie schlicht, denn er ist es gewohnt, seinen Willen zu durchzusetzen - daß dies einmal nicht der Fall sein könnte und sich eine herannahende Katastrophe nicht durch seine Autorität abwenden ließe, ist in seinem Weltbild nicht vorgesehen.
Sein Wille ist Gesetz, und so kann er auch gar nichts mit Koenigs Art anfangen, der an die Dinge differenzierter herangeht und sich sehr bald nicht mehr um seinen ursprünglichen Auftrag und Simmonds' versuchten Druck von oben schert, sondern tut, was er für richtig hält, um nicht noch mehr Menschenleben zu gefährden.
Recht rasch ist eine unterschwellige Feindschaft, zumindest aber eine Abneigung, zwischen den beiden zu erkennen. John, der das Spiel gewinnt, kümmert sich nicht weiter darum, Simmonds aber, der durch John die schlimmste Niederlage seines Lebens erfährt - und diese mit dessen Kommandantschaft auch ständig vor Augen hat - wird damit nicht zu Rande kommen und sich in Captain Zantor folgerichtig in eine pathologische Persönlichkeit verwandeln.

 

Alles in allem wird Zeit darauf verwendet, ein differenziertes Bild der Hauptpersonen zu zeichnen, das naturgemäß noch nicht vollständig ist, dessen Linie aber in der Serie beibehalten und das in weiterer Folge auch noch weiter ausgebaut wird.

 

3) Geschichte

Die Katastrophe ist eine Demonstration des menschlichen Versagens und ein Indikator für die Prämisse der Serie, zumindest was die erste Staffel angeht. Die Illusionen, denen sich die Menschheit bezüglich der Wissenschaft seit der Aufklärung hingegeben hat, sind verflogen. Technik und Politik versagen, weil der Mensch versagt hat. Die Alphaner bezahlen für die menschliche Vermessenheit, sich als die Krone der Schöpfung anzusehen und werden in ein feindliches All getrieben, wo sie, nunmehr unwissend und hilflos, fremden Gewalten ausgesetzt sind.
Interessanterweise sind es die Forscher und Wissenschaftler, die hier stellvertretend für alle Menschen gestraft werden, jene Gruppe, die das Versagen der Menschheit überhaupt erst ermöglicht hat, denn sie hat es verabsäumt, ihre Verantwortung den anderen, weniger gebildeteten und darum auch weniger zur Weitsicht fähigen Mitbürgern gegenüber wahrzunehmen.

Doch gleichzeitig stellt das Wegbrechen des Mondes aus seiner Umlaufbahn, mehr noch, die völlige Trennung der kleinen Gesellschaft von ihrer Wiege der Kultur, ein Erwachsenwerden dar, ein Loslösen von den früheren Verfehlungen und einen Neuanfang. Eine neue Chance, die Möglichkeit, es besser zu machen bietet sich und sticht hervor wie ein Wendepunkt in der Geschichte. Deutlicher kann dies nicht ausgedrückt werden als durch Beginn einer neuen Zeitrechnung ( "...x days from leaving Earth's orbit..." - realistischerweise erst später in der Serie).
So ist der beständige Wechsel zwischen Düsterkeit und Hoffnung, zwischen Versagen und neuen Chancen, Hilflosigkeit und der hilfreichen Vorsehung ein wesentlicher und wichtiger Aspekt in der generellen Sicht der Serie, denn aus einer hoffnungslosen Situation heraus kämpfen die Alphaner Folge für Folge um ihr Überleben, erkämpfen sich - und dies mehr im übertragenen Sinn des Wortes - das Recht auf ihre Existenz.
Bezeichnenderweise finden die Ereignisse in der nahen Zukunft statt (im Hinblick auf die Produktionszeit). Die Alphaner müssen mit den Mitteln der heutigen Zeit auskommen - keine Transportersysteme, keine Überlichtantriebe, keine Wunderwaffen, keine hervorragenden Vorrichtungen zur Zerstreuung wie Holodecks stehen ihnen zur Verfügung, und bei allen Begegnungen, die sie auf ihrer Reise machen werden, sind sie die Primitiven, die Unterlegenen, die aus einer ausweglosen Lage heraus gegen Angst und Unwissenheit und gegen Schicksalsschläge bestehen müssen.
Immer wieder versuchen sie, die gestellten Aufgaben mit Logik und Wissen zu lösen, denn anders haben sie es nicht gelernt, und, wie auch in Breakaway, erfahren sie nur zu oft, daß dieses Wissen nicht alles ist und die Technik nicht generell eine Lösung bietet. Immer wieder werden sie die Dinge geschehen lassen müssen, und das ist ein Kampf der besonderen Art, denn hier geht es um die Überwindung des menschlichen Verstandes und dessen Verständnisses und darum, die eigenen geistigen Grenzen zu akzeptieren und die Konventionen der irdischen Vergangenheit hinter sich zu lassen.

In diesem Sinn spielt es eine wichtige Rolle, was für ein Charakter der Kommandant John Koenig ist, denn er ist der Gratwanderer zwischen wissenschaftlichem und emotionellem Denken, selbst ein intuitiver, von starken Gefühlen beherrschter Mann, dem rationelle und logische Argumente von seinen beiden Beratern aus der Naturwissenschaft näher gebracht werden. Von diesen beiden Vertrauenspersonen ist Victor Bergman noch derjenige, der weiter in die Metaphysik abschweifen kann, ein Philosoph, wohingegen es Helena Russell ist, die John mit ihrem großen Maß an Sorge für das individuelle Leben, für den einzelnen, auf dem Boden hält.
Das "Triumvirat", bestehend aus John, Victor und Helena war eine der großen Stärken der ersten Staffel, die durch Umwandlung in das Quartett der zweiten Saison, wo Victor durch Maya und Tony ersetzt wurde, viel an Energie und Kraft verloren hat.

In ihrer Düsterkeit, verwoben mit einem permanenten Hoffnungsschimmer, war die erste Staffel der Serie ihrer Zeit weit voraus, und erst mit Mystery-Serien wie "Akte X" konnte beim Zuschauer wieder ein solches Maß an Beklemmung erreicht und die menschliche Machtlosigkeit so anschaulich demonstriert werden.

 


Notizen


 

Regisseur Lee H. Katzin, der außer in Die Katastrophe auch noch in Die schwarze Sonne Regie führte, wurde auf Anfrage von Barbara Bain in das Projekt einbezogen. Er war Regisseur von zahlreichen Mission:Impossible-Episoden.
Ihm verdanken wir auch Sandras Namensänderung von Sabatini auf Benes, Katzins Lieblingsdelikatessenladen in New York.

Das ursprüngliche Skript "The Void Ahead" sah auch einige andere Namen vor: Alan Carter war ein Italiener namens Alfonso Catani, Commissioner Simmonds hieß zunächst Symonds und Gorski war Commander Grodno.

 


Kommentare


 

An "Die Katastrophe" erinnere ich mich nur, weil es sich so unendlich lang dahinzog. Am 26. November hatten wir unsere erste Probe.
Die Aufnahmen begannen am 3. Dezember. Erst am 14. Januar 1974 fingen wir mit der 2. Episode an! Aber am 22., 25. und 26. Februar wurden noch zusätzliche Szenen für "Die Katastrophe" aufgenommen, was eine Gesamtanzahl von 26 Tagen für die Herstellung unserer ersten Folge bedeutet!
Barry Morse - aufgezeichnetes Interview, London 1998

 


Anekdoten


 

Gerry Anderson wollte eine Bildschirmszene filmen ohne diesen herunter wandernden Streifen, was unmöglich zu machen ist. Er wollte eine saubere Aufnahme ohne Streifen, weil für Mondbasis Alpha wäre das einfach primitives Filmen gewesen. Mindestens an den ersten 10 Aufnahmetagen (von "Die Katastrophe") versuchten wir nichts anderes, als diesen Streifen wegzukriegen!
In all diesen Intercom-Szenen, wenn also jemand von uns vor einem Bildschirm stand und sich mit irgendwem unterhielt, waren wir abhängig davon, den Streifen wegzubekommen. Es brauchte manchmal 103 mal, und genau im letzten Moment erschien der Streifen! Als wir später vom öffentlichen Strom auf die Generatoren umstiegen, waren die Anschlüsse sehr heikel, und da war er wieder, um uns zu verfolgen! Und alles stand wieder endlos beim Versuch, die Aufnahme in den Kasten zu bekommen. Das war sonderbar, daß wir bei aller hervorragenden Technik immer noch abhängig von der Gnade dieses verflixten Streifens waren.
Barbara Bain - LBFA Day 1984

 

"Sie baten mich, mit einem italienischen Akzent vorzusprechen. Ich verwendete den einzigen italienischen Akzent, den ich beherrschte, der allerdings mehr an einen australisch-italienischem Krämer erinnerte, was sich ziemlich lächerlich anhörte." Sylvia Anderson bemerkte, daß Australier sich zu sehr wie Cockneys anhörten, und ein Cockney war bereits in der Show vorgesehen. Ein zorniger Tate war anderer Meinung und beschuldigte Filmemacher so irriger Ansichten, daß sie sogar Cockneys als Australier einsetzten.
"Lee Katzin sprang auf und sagte, 'Nun gut, Nick!' Also sagten sie,'Nachdem du uns nun etwas dieser Arroganz gezeigt hast, spreche die Rolle als Australier vor.'"[...] "Ich verwendete die rauhe italienische Arroganz, die sie sich für Catani wünschten, und versetzte sie erfolgreich in in einen australischen Astronauten namens Alan Carter!"
über Nick Tate - Star Log #227

 


 

Zitate

Victor (über Alpha): I got caught!

Helena zu John: The risk is great. The decision - of course - is yours.

John: I am not going to ignore the fact that people are dying up here!

John: Now we're sitting on the biggest bomb man's ever made!

Computer: HUMAN DECISION REQUIRED

 


 

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