Wächter des Todes - Dragon's Domain

 

  

 


 

Drehbuch: Christopher Penfold
Regie:Charles Crichton

Gäste:
Gianno Garko (Tony Cellini)
Douglas Wilmer (Commissioner Dixon)
Barbara Kellerman (Monique Faucher)
Michael Sheard (Darwin King)
Susann Jameson (Juliet Mackie)

 


Inhalt


 

Tony Cellini, ein Freund von John, wird eines Nachts von Alpträumen gequält und ist der Meinung, seinem alten Feind, der für das Scheitern einer Raummission unter seiner Leitung verantwortlich war, gegenüber treten zu müssen.
Noch ehe er ins All aufbrechen kann, wird er von John aufgehalten und ins medizinische Zentrum gebracht. Die Geschichte der Ultra Mission wird aufgerollt, als Cellini allein von seiner Expedition zurückkehrte und von einem Monster berichtete, das die gesamte Crew getötet hatte. Niemand außer John glaubte ihm - im Gegenteil, er wurde sogar als mental instabil eingestuft und vom Raumfahrtprogramm suspendiert.
John muss nun feststellen, dass Helena selbst den Fall damals ins Rollen gebracht hat und schließlich die Schuld daran trägt, dass nicht nur Cellini, sondern auch er selbst und Victor eine Zeitlang von Alpha verbannt worden waren. Eine heftige Auseinandersetzung zwischen den beiden ist die Folge, doch wird dies nebensächlich, als die Sensoren Kontakte im All ausmachen, die denen von Cellinis Mission entsprechen.
Cellini entwendet einen Adler, um sich seinem Feind zu stellen. Als die restlichen Alphaner eintreffen, können sie sich davon überzeugen, dass das Monster existiert, doch Cellini ist ihm nicht gewachsen und wird von ihm verschlungen. John kann das Ungeheuer mit einem gezielten Axthieb gegen das einzige Auge besiegen.
 


Anmerkungen


 

Johnny Byrne hat von Wächter des Todes mehrmals gesagt, dass hier, gegen Ende der ersten Staffel, der Zeitpunkt gekommen war, da die Alphaner damit begannen, sich ihre eigene Mythologie zu schaffen. Dieser Eindruck wird verstärkt durch die Form, wie die Handlung dem Zuschauer dargeboten wird: Sie wird ihm von Helena erzählt.
Dass die Implementierung einer Mythologie tatsächlich auch die Intention von Drehbuchautor Christopher Penfold war, wird dadurch klar, dass er John am Ende Cellinis Kampf gegen das Ungeheuer mit dem Kampf des Hl. Georg gegen den Drachen vergeichen lässt.

Die Gemeinsamkeiten zwischen Tony Cellini und dem Hl. Georg erschöpfen sich allerdings weitgehend in der Tatsache, dass beide Italiener sind. Von Georg, dessen wirkliche Existenz nicht belegt ist, heißt es, dass er ein römischer Soldat war, der zum christlichen Glauben übergetreten ist und in missionarischer Tätigkeit unterwegs war. Der Rettung einer Jungfrau vor dem Drachen, dem sie geopfert werden sollte, folgte umgehend die Christianiserung ihres heidnischen Dorfes. Georg hat den Kampf gegen den Drachen überlebt, nicht aber die christenfeindliche Gesinnung des damaligen römischen Kaisers Diokletian: Er wurde als Märtyrer auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Der junge Astronaut Cellini ist nicht religiös motiviert. Er ist ein Kind unserer Tage, ein moderner Wissenschafter, der als Captain mit seiner Crew in die spannende Zukunft eines zu erforschenden Weltraums aufbricht. Mehr als das, John charakterisiert seinen Freund bewundernd als einen Athleten, einen Poeten, ja, schlicht einen umfassend gebildeten Menschen, und seine Aussagen über ihn lassen durchblicken, wieso er ihm trotz aller Repressalien die Stange gehalten hat.
Selbstverständlich ist seine Meinung über ihn gefärbt, und er ignoriert, was das Erlebnis, bei dem Tony seine gesamte Crew verloren hat und ihn für Monate in eine einsame Kommandokapsel gesperrt hat, aus seinem Freund gemacht hat. Solche Erlebnisse können nicht ohne Auswirkung auf die menschliche Psyche bleiben, insbesondere dann, wenn der Betroffene auch dem Unglauben all jener gegenüber steht, die über sein Schicksal zu befinden haben.

Cellinis Geschichte ist nicht beweisbar und so unglaubwürdig, dass er keine Chance hat, seine Reputation und seine Karriere zu retten. Es ist auch die Frage, in wieweit sein Ruf für ihn wichtig ist, denn die Begegnung mit dem Weltraum-Monster hat eine tiefe Kerbe in seine Persönlichkeit geschlagen und seinen Weg in eine andere Richtung als die ehemals geplante geführt. Er wird verfolgt von dem Außerirdischen, dem er entkommen ist, und er selbst spürt es, dass er sich nur von seiner Vergangenheit befreien kann, indem er die Konfrontation sucht. Sein Wesen ist auf die Begegnung mit seinem Feind ausgerichtet. Allein sein Quartier ist das eines Kämpfers, ausgestattet mit Waffen aller Art, die wie Dekoration an den Wänden hängen, ihn quasi umgeben, und eine Warnung sind für seinen Gegner: Komm nur her, ist die Botschaft, diesmal bin ich auf dich vorbereitet!

Der ältere Cellini hat nun etwas von reliösem Wahn, er ist jemand, der seine Bestimmung klar vor sich sieht und vollkommen bereit ist, ihr zu folgen. Der Gegner muss ihn am Ende stellen, sein Geschick und das von Tony Cellini sind seit jener unglücklichen Begegnung um den Planeten Ultra miteinander verknüpft, und der Drache wird zu seinem menschlichen Feind hingezogen wie eine Motte zum Licht. Als Tony den Adler entwendet, macht er sich zu seinem persönlichen Kreuzzug auf, er will seinem Feind ins Auge sehen, um die Vergangenheit zu überwinden.
Es ist die Willkür des Drehbuchautors und der Produzenten, die nicht Tony seinen Feind besiegen lässt, sondern John dazu bestimmt, den Kampf seines Freundes zu Ende zu bringen. Der Sieg ist jedoch Cellinis: Er konnte beweisen, dass er kein Wahnsinniger war, der einst seine Mannschaft getötet hat, und mehr noch, er konnte John zeigen, dass dessen Vertrauen und seine Freundschaft keine falsche Investition gewesen waren und er seine eigene Karriere nicht für eine Lüge und einen Mörder verspielt hatte.

Der Wächter des Todes ist nur auf den ersten Blick eine Geschichte über Drachen und Mythologie, über Wahn und Obsession und darüber, im Scheitern zu siegen. Es ist eine Erzählung in zwei Ebenen, die eine, die spannende Monstergeschichte um einen missverstandenen Helden, der von seiner Vergangenheit eingeholt wird, um sich ihr zu stellen, bietet den Stoff für die Mythologie, Cellini und der Drache... die andere Ebene - und das eigentliche Thema der Folge - ist so alt wie die Erzählkunst selbst: Es geht um Heldenmut, Freundschaft, Vertrauen, Hingabe, Überzeugung und die Tatsache, dass es manchmal Dinge gibt, die wichtiger sind als Reputation, als Karriere, selbst als eine Lebensaufgabe - und selbstverständlich wichtiger als die Politik. Vordergründig sehen wir eine Sage um den Drachenkampf, in Wirklichkeit geht es jedoch um grundlegende Aussagen über zwischenmenschliche Beziehungen, um das Wesen der Freundschaft und um Elemente, die ein menschliches Zusammenleben überhaupt möglich machen.

John steht mit seiner Freundschaft im Zentrum der Thematik. Er allein lässt Tony nicht hängen, er allein glaubt ihm, dass er kein Mörder ist, der seine Kollegen in einem Anfall von Wahn ins All hinausgeworfen hat, und er ist davon überzeugt, dass es dieses Monster, von dem Cellini erzählt, auch wirklich gegeben hat. Dieses Vertrauen und der Glaube an seinen Freund kostet John seinen Job, und was er damit verliert, ist kaum zu ermessen, denn den Weltraum zu verlieren, die Mondbasis, an deren Bau er beteiligt war, muss für einen Menschen, der wie John mit Leib und Seele Astronaut ist, die Vernichtung eines Lebenstraumes sein.

Er schafft es am Ende, wieder zurück auf den Mond zu kommen, aber unter schwierigsten Bedingungen, und sein Lebenstraum verwandelt sich, wie hier, mitunter in einen Alptraum, der von Monstern beherrscht wird. Als Commander der Mondbasis wird John auf Trab gehalten und er muss zusammen mit den Alphanern um das Überleben der kleinen Gesellschaft im All kämpfen, doch als das Phänomen im Weltraum auftaucht und Cellini sich dementsprechend seltsam benimmt, erinnert sich John, und die Vergangenheit kommt ihm wieder ins Gedächtnis, als sei alles gestern geschehen.
Kein Wunder, dass er mit Helena in eine heftige Auseinandersetzung gerät, als er von ihrer Beteiligung an Tonys damaliger Diskreditierung erfährt und er plötzlich feststellen muss, dass sie damit auch indirekt an seiner und Victors Suspendierung die Schuld trägt. Alles steht ihm wieder vor Augen, und der Streit zwischen den beiden gestaltet sich zu einem zentralen Element der Folge, weil sein Ablauf eine präzise Charakterisierung der beiden Hauptfiguren darstellt und so Vieles über das Miteinander der beiden Figuren verrät.

Beide Ansichten sind verständlich und nachvollziehbar. Helena, die einst mit einem psychisch gestörten Cellini konfrontiert war, und ihn nach bestem Wissen beurteilt hatte, begegnet John ihrem Wesen entsprechend, kühl, sachlich, und sie reagiert auf seine Emotionalität mit Ironie, weil sie hofft, ihn auf diese Weise wieder auf den Boden zu bringen.
John dagegen versucht, Helena zu erklären, warum er Cellini glaubt. Aber er ist ein intuitiver, emotioneller Mensch, und er kann seine Überzeugungen nicht rationell erklären, kein Wunder, dass seine Worte nicht Hand und Fuß haben und gegen Helenas logische Argumente nicht bestehen können. Er gerät in echte Not, denn er sieht sich hier wieder in derselben Position wie damals, als er vor Commissioner Dixon stand, der ihm auch nicht glaubte. Egal, was er sagt, Helenas Worte wiegen schwerer, weil sie Fakten sind und nicht von Emotionen getragen werden.

Für Helena war die Sache mit Cellini einst nichts als ein Fall unter Vielen, sie verbindet nichts mit dem Menschen, und sie hat ihre Fakten abgewogen und korrekt ihre Schlüsse daraus gezogen. Dem kann John nicht beikommen, und er weiß es, was ihn dazu bringt, mit Polemik und ungerechten Worten die Flucht anzutreten. Helena hat bei aller Eindringlichkeit und Überzeugung doch Verständnis für John und seine Reaktionen.

Die Tatsache, dass er wenig später mit Blumen und einer Entschuldigung zurückkommt und dass die Versöhnung von beiden Seiten gewünscht wird, sagt viel darüber aus, wie eine Beziehung zwischen so unterschiedlichen Menschen, wie John und Helena es sind, funktionieren kann: indem eine Auseinandersetzung nicht notwendigerweise als zerstörerische Kraft gesehen wird sondern als Mittel, sich zu artikulieren und damit Erleichterung zu verschaffen, und indem die wichtigsten Elemente für ein funktionierendes Zusammenleben überhaupt gegeben sind: die Fähigkeit, um Verzeihung zu bitten, und die zu verzeihen.

John tötet am Ende Cellinis Drachen, doch der größere Sieg, den er erringt, ist zweifellos der über seinen eigenen Drachen, der in seinem Kopf und in seinem Gemüt saß, seit dem Tag, als er bei Commissioner Dixon erfolglos für seine Überzeugungen einstand, und die zu einem nie mehr zu kittenden Bruch mit Helena hätten führen können. Dass er es nicht so weit kommen ließ, zeugt von einer persönlichen Reife und Stabilität, die als Commander einer Gesellschaft wie der auf Alpha wohl nicht nur erforderlich sondern auch lebensnotwendig ist.

 


Kommentare


 

Wächter des Todes war ein Versuch, das Thema Monster in einer, so, wie ich hoffe, ziemlich kreativen und konstruktiven Weise aufzunehmen. Ich sah diese Episode vor kurzem zum ersten Mal, und ich war ganz zufrieden damit. Es behandelt Monster in einer recht philosophischen Art. Die Spezialeffekte sind im Vergleich zu Alien und Star Wars jetzt lächerlich, aber in gewisser Weise machte das nichts aus.
Christopher Penfold
- TV Zone, Nummer 45, 1993

Ich denke, in Wächter des Todes griff ich die Überlegung auf, wie man mit Monstrosität umgehen soll. Wir leben in einer Welt, in der Versicherungsgesellschaften versuchen uns zu überreden, einer Welt, die in jeder Hinsicht versicherbar ist. Sicherheit ist etwas, wonach wir streben. Und trotzdem weiß jeder von uns, dass entweder in unserem Hinterkopf oder tatsächlich um die nächste Ecke immer willkürliche und unerwartete Schrecken auf uns warten können. Das gesamte Genre der Horrorgeschichten baut darauf auf. In Wächter des Todes wollte ich daran anschließen und eine Geschichte erzählen, in der der Glaube an das Monster zur Realität wird, in dem Sinn, dass es ein Aspekt des unbekannten Universums war, mit dem ein Individuum plötzlich konfrontiert wird. Im Angesicht völlig fehlender Erfahrung, außer der Ansammlung von mythologischen Geschichten, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Das war die einzige Ausrüstung, die sie (die Alphaner) hatten, um damit (dem Monster) umzugehen.
Christopher Penfold - New York Convention, 2000

Ich weiß, dass diese Episode ursprünglich für mich geschrieben worden war, weil der Autor, Johnny Byrne, mich in sein Haus einlud und mir den ersten Entwurf zeigte. Die Originalgeschichte war dem Film Alien sehr ähnlich, wo diese Kreatur alle an Bord einer Raumstation tötet und Alan Carter wird hingeschickt, um nachzusehen, was passiert ist. Er entdeckt die Kreatur schließlich, die auf ihn wartet. Die Zuschauer werden sich an die Folge erinnern aber auch daran, dass ich die Rolle nicht spielte. Die Italiener, die Geld in die Serie gesteckt hatten, wollten, dass einer ihrer Stars eine große Rolle in dieser speziellen Episode spielte. Bis dahin waren die einzigen größeren Rollen, die wir hatten, außerirdische Schurken auf Besuch gewesen. Die Produzenten entschlossen sich weise, das Drehbuch umzuschreiben und mich durch einen italienischen Schauspieler [Gianni Garko] zu ersetzen. Am Ende war es für mich gut, nicht die Hauptrolle zu spielen, denn die andere Figur wurde getötet. Ich hatte daran schwer zu knabbern, aus dieser Episode rauszufallen, aber das war am Anfang der Serie, und später kamen für mich bessere Folgen.
Nick Tate - Starlog #227, 1996

 


 

Zitate

Kano (beim Schachspiel): I beat the computer every time.
John: Sure. You programmed it.

Kano: Computer's probably angry because you insulted her.

Cellini: Let me go, John.

Juliet Mackie in Anbetracht der vielen herrenlosen Raumschiffe:
Perhaps it's some huge conference of all space peoples and this is just their car park!

Cellini: Maybe in a while we'd get around to my sex life!
Helena: Alright! You seem fairly keen to talk in a wide range of topics!

Commissioner Dixon: Well, I hope you've all got some strong ideas for alleviating the drought!

Cellini: You've had my report!
Dixon: Oh, the whole world's had your report! That's my problem.

Dixon: The reality of space adventuring is that it's terribly expensive.

Alan (über Cellini): What's that guy got against me??

 


Episoden Inhalt

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