War GamesAngriff aus dem Weltall |
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Drehbuch: Christopher Penfold
Regie: Charles Crichton
Gäste:
Anthony Valentine (Außerirdischer)
Isla Blair (Außerirdische)
Dem Mond nähern sich Hawks, irdische Kampfmaschinen, und Alpha ist einem
Angriff völlig schutzlos ausgeliefert. John schickt die wenigen Kampfadler los,
und noch ehe die Gegner für die Basis gefährlich werden können, befiehlt er den
Angriff. Alle drei Angreifer werden zerstört, doch bald macht Sandra einen neuen
Kontakt aus. Diesmal gibt es keine Hilfe, und Alpha wird dem Erdboden gleich gemacht
- fast die Hälfte der
Mannschaft kommt um. Die Lage ist verzweifelt, denn die Lebenserhaltungssysteme
und die hydroponischen Anlagen sind zerstört, ebenso wie die Anlagen zur
Energiegewinnung.
Als letzte Möglichkeit entschließt sich John, zu Kreuze zu
kriechen und für seine Mannschaft auf dem Planeten, von dem die Angriffe ausgegangen
sind, Asyl zu erflehen. Er nimmt Helena auf den schweren Gang mit, und sie
treffen auf zwei Außerirdische in Glascontainern, die den Menschen ihre Hilfe
verweigern, sie - mehr noch - wegen ihrer Furcht für einen Virus halten, der sowieso früher oder
später ausgemerzt wird.
John sieht keinen anderen Ausweg, als Verstärkung
zu holen. Die Auseinandersetzung endet mit der Zerstörung des Planeten - doch da erwachen die
Alphaner aus einem
Albtraum, der von den Aliens zur Demonstration der menschlichen Unvollkommenheit
in ihre Köpfe projiziert wurde.
John steht wieder vor der Entscheidung, die Zerstörung der ersten
Hawks zu befehlen und entscheidet sich diesmal aus einem unbestimmten Gefühl
dagegen. Die beiden Außerirdischen erscheinen am Hauptbildschirm. Sie
verurteilen die Menschen für ihre Angst, doch lassen sie sie ungeschoren
davonkommen.
Über Angriff aus dem Weltall wurde viel geschrieben - vorwiegend Positives, was wohl nicht zuletzt an der Vielschichtigkeit dieser Episode liegt. Für jeden ist etwas dabei, handelt es sich um den Kampf im All für die Adler- und Actionfans, um die technischen Tricks, als die Basis frisch-fröhlich in Schutt und Asche gelegt wird (besonders erinnerlich die Szene, in der Mathias durch das berstende Fenster ins Vakuum fliegt und der nachfolgende Sog, der fast auch Helena hinauszieht, der Krieg im Weltraum oder Johns Schweben durchs All, den Tod vor Augen) oder um die zahlreichen menschlichen Momente: Victors ergreifende Abschiedsrede, Helenas Erkenntnis, daß sie ohne Gefühle nicht leben kann und sie deswegen John - und damit die Emotion - zurück auf den Planeten zitiert, oder Johns Erschütterung, als er Helena wie tot auffindet und man ihm buchstäblich ein entsetztes "Was habe ich getan?" vom Gesicht ablesen kann.
Bei aller Interpretation wurde interessanterweise kaum ein Wort über die ausgesprochene Dualität von Angriff aus dem Weltall verloren, dabei findet sich hier ein ganzes Sammelsurium an klassischen Gegensätzen, die die Spannung des Ablaufes wesentlich beeinflussen: Krieg und Frieden, Macht und Unterlegenheit, Emotion und Kälte, Verstand und Intuition, Realität und Traum, Chaos und Ordnung, Grausamkeit und Gnade, Ying und Yang.
Der erste Teil der Folge gestaltet sich als ein wahres Furiosum an Action. Hier herrscht Krieg. Ohne Vorwarnung wird die Basis zerstört, die Alphaner getötet und der Handvoll übrigen die Lebensgrundlage genommen. Die Menschen und allen voran John als Hauptfigur der Handlung sind dieser Situation hilflos ausgeliefert. Krieg entsteht aus Angst, geben uns die Außerirdischen später zu verstehen, und das menschliche Handeln wird von unseren Emotionen gesteuert. Alles Schlechte wird davon verursacht, und daher gibt es nur eine Möglichkeit, diesem zu entgehen, indem man nämlich die Emotionen aus dem menschlichen Leben verbannt.
Der zweite Teil findet auf dem Planeten statt und ist von einer ganz anderen Atmosphäre geprägt - hier herrscht eine unheimliche Ruhe, nur die Rationalität gilt hier - kein Wunder, daß John sich unwohl fühlt - ist er doch Sinnbild der Emotion, der Commander, der an anderer Stelle einmal gesagt hat: "I still believe it' s more important to feel than to think!" wird hier sehr akkurat dargestellt, keine oberflächliche Figur, wie es der Serie für gewöhnlich vorgeworfen wird, sondern eine vielschichtige Persönlichkeit, die Angst hat, die liebt, sich verantwortlich fühlt und letztlich von ihren Gefühlen geleitet wird. Der Angriff gegen die Hawks wird aus einem Gefühl heraus befohlen, und ebenso - bei der zweiten Chance, die er bekommt - aus einem Gefühl heraus abgeblasen.
Der Gegensatz zur Emotionalität des Commanders und dem Chaos der Zerstörung
aus dem ersten Teil wird auf dem Planeten von Helena versinnbildlicht, die
Kühle, die Rationelle, die auch angesichts der unverfrorenen Behauptungen der
Aliens, der Mensch sei nichts als ein Virus ohne Daseinsberechtigung, ruhig
bleibt und so überzeugend ihren Wunsch nach Frieden vermitteln kann, daß ihr
später ein Blick in die Welt der Fremden gewährt wird. Doch auch sie
ist
nur ein Mensch mit Ängsten, und sie erkennt die Kälte hinter der außerirdischen
Fassade, so daß schlußendlich sie es ist, die bei allem Willen nach Frieden den
Planeten ins Verderben stürzt, weil sie wissentlich mit John das Irrationale und
Unberechenbare wieder zu sich herunter holt.
Womit die Aliens den Menschen
beweisen, daß sie, egal, wie edel ihre Motive auch sein mögen, nur die
Zerstörung verusachen können, weil dies aufgrund jeglicher Emotionen, und allen
voran der Angst, in ihrer Natur liegt.
Auch Helena ist hier weit davon entfernt, eine leblose Marionette zu sein. Ihre Reaktion auf die großen Verluste und die vielen Toten ist sichtbare Erschütterung. Während der Zeit, die sie im außerirdischen Glascontainer verbringt, findet man sie zunächst eingelullt vom fremden Gehirn und ohne Angst, fast absorbiert, doch sie sieht genug, um zu verstehen, daß sie nicht so sein kann wie die Fremden, weil man die Furcht nur zusammen mit allen anderen Gefühlen ablegen kann. Folglich bricht sie aus deren virtuellem Gefängnis der völligen Emotionslosigkeit aus. "We are what we are!"
Zum Schluß werden uns zwei gegensätzliche Enden angeboten, eines der Zerstörung und eines - das Reelle - das die Alphaner weg von dem Planeten wieder in eine ungewisse Zukunft führt.
Die Außerirdischen leben bereits viele Jahre vor den Borg in einem Kollektiv, aber anders als jene, sind sie Anhänger der Isolation, die in der gefestigten und geordneten Struktur ihrer "Gehirne" leben, von jeglichen individuellen Wünschen befreit. Sie sehen ihre Kultur gefährdet durch die unberechenbaren Menschen, die in ihrer Angst zu allem fähig sind, insbesondere zur Zerstörung ihrer Gesellschaft, ja ihres gesamten Planeten. Sie polarisieren die Angst als Basis aller menschlichen Verfehlungen, weil sie begriffen haben, daß diese eine starke Motivation darstellt - und sie sprechen den Menschen die Fähigkeit, diese zu überwinden, ab.
Die Außerirdischen greifen zu einem einfachen Mittel, die Menschen
abzuwehren, indem sie in einem kurzen Traum ihre tiefsten Ängste wahr werden
lassen. John fürchtet die Zerstörung der Basis, also passiert dies auch, und
zwar mit Hilfe der schrecklichsten Waffen, die die Menschen kennen. Rasch befinden
sie sich in einem sich selbst unterhaltenden Zyklus der Furcht, denn jeder
Schrecken zieht die Angst auf weiteres Grauen nach sich, das sich auch prompt
erfüllt und wiederum zum Motor für erneute Ängste wird.
Nur
Helena gelingt es kurzfristig, dem Kreislauf zu entrinnen, doch auch sie ist
und bleibt menschlich und kann sich deswegen den Emotionen nicht entziehen.
Letztlich will sie es auch gar nicht, und das ist genau der Grund dafür,
warum die Außerirdischen ein so endgültiges Urteil über die
Menschen fällen.
Wieso die Alphaner nicht bemerken, daß dies nicht die Realität sein kann, ist einfach damit zu erklären, daß ihre Gegner das nicht wollen. Sie sind die Gestalter dieses Erlebnisses, die Konstrukteure der Rahmenbedingungen. Im Traum geschehen häufig die absurdesten Dinge, ohne daß diese dem Träumenden auch nur im entferntesten seltsam vorkommen, und darum wundert sich auch niemand darüber, daß sie in der großen Weite des Weltalls ausgerechnet gegen irdische Kampfmaschinen antreten müssen, daß ein einfacher Laserschuß einen gesamten Planeten zerstören kann, oder daß ein Mensch dazu in der Lage sein kann, jemanden von den Toten zu erwecken oder durch reine Willensanstrengung aus dem Orbit in einen Lift auf der Planetenoberfläche zu befördern.
Daß die Außerirdischen den Mond am Ende ziehen lassen, hat nichts
mit Toleranz zu tun. Ihr einziges Anliegen war es, sich die Menschen vom Hals
zu halten, der Rest wird sich, ihrer festen Überzeugung nach, früher
oder später selbst erledigen.
Johns Lernfähigkeit ist aus ihrer
Sicht nur Ergebnis des Kampfes mit seinen übermächtigen Gefühlen, die ihm beim zweiten Versuch zufällig
das Richtige tun lassen.
Helenas abschließendes Kommentar, daß es sich um eine seltsame,
wunderbare Welt gehandelt habe, die der Mensch verloren hat (s.u.), ist
eine Anspielung auf die Vertreibung aus dem Paradies. Helena hat trotz ausdrücklicher
Warnung den Apfel gewählt,
wie sie weiß, und darum ist der Garten Eden für die Menschen
verloren.
Von hier ist es nur ein kleiner Gedankensprung zur Erinnerung an
Verlust der Erde. Ihre Wehmut und Nachdenklichkeit scheinen begreiflich.
Isla Blair, die die kahlköpfige Außerirdische spielte, erschien ein zweites Mal als Gast, wo sie als Dr. Logans Assistentin Carla in Schottische Geschichten mit weißer Perücke auftrat.
Die Episode "Angriff aus dem Weltall" beschäftigt sich mit
den Ängsten, die uns dazu bringen, einander in Kriegen zu zerstören,
und damit, wie wir unsere Ängste überwinden können. Es ist, wie
George Bernhard Shaw gesagt hat - die schlimmste Zerstörungskraft des Menschen
entsteht entweder aus Zorn oder Furcht. Und in den meisten Fällen haben
Zorn und Furcht keinen Grund. Die menschliche Rasse gerät in furchtbare
Zustände von Zorn und Angst und daher auch in furchtbare Abläufe der
Zerstörung.
Barry Morse
- Interview, London 1998, aus Wood: The Future Is Fantastic!
Wir verdächtigten Charles Crichton, der bei Angriff aus dem Weltall
Regie führte und ein brillanter und wundervoller Mann war, ein Teilhaber
der Fullers Earth Company zu sein. Fullers Earth war der Markenname des Staubes
(den man aufs Set verteilte), und Charlie liebte ihn. Sie hatten Plattformen
an verschiedenen Orten des Hauptquartiers versteckt, und wenn ein großes
Desaster gefilmt werden mußte, wie in Angriff aus dem Weltall,
dann ließen sie Fullers Earth auf das Set fallen.
Ich erinnere mich
an eine lustige Geschichte - wir bereiteten uns aufs Drehen im Hauptquartier
vor, und ich sah, wie all diese Fullers Earth hereingebracht wurde und dachte
mir: "Oh, das wird eine schmutzige Angelegenheit!" Ich dachte: "Was
soll ich tun?" Charlie sagte: "Benehmt euch alle ganz natürlich.
Tut das, was ihr tun würdet, wenn ein Flugzeug ins Hauptquartier stürzt.
Tut was immer ihr tun müßt."
Als es soweit war, riefen sie
"Action." Ich verschwand unter einem Schreibtisch! Ich dachte: "Das
ist ein guter Platz." Lustigerweise fand ich Bergman (Barry Morse) auch
da unten! Und er zeigte mir seinen hochgestreckten Daumen und blinzelte mir
zu! Ich schaute auf und sah Prentis, wie er an seiner Main Mission Station stand
und alle diese kleinen Knöpfe drückte, und er war vollständig
eingehüllt. Er sah aus, als sei er in einen Mehlsack gefallen. Tatsächlich
waren wir drei Feiglinge - Kano (Clifton Jones) war auch da unten. Wir
waren alle da unten und zeigten auf die Idioten da oben, die sich von Fullers
Earth zuschütten hatten lassen, und lachten sie aus!
Zienia
Merton - French Convention 1995
Helena: John, violence is not the answer!
Alien: You have no place in space at all.
Alien: You have no future. You carry with you the seeds of your own destruction. You are a contaminating organism. A fatal virus. A plague of fear.
Alien: The death struggle of inferior species is very often the finest hour of their existence. But the end is, nevertheless, the end.
John: I refuse to believe we have no future!
Alien: In our world there can be no fear.
Victor: But most of all we have learned that we still have much to learn.
Helena: John, come back!
weibl. Alien: He has faced death.
He has conquered his fear.
Helena: I want him back. As he was. I want him
here. I am afraid of death! I don't want your world!
männl. Alien: If
you bring him back he will have to face the agony of his own fear.
Helena:
I want him as he was, with all his faults and fears.
weibl. Alien: He would
destroy us all!
Helena: We are what we are!
Alien: Our only defence was to make your fears appear real.
Helena: I remember. It was a world without fear. It was very strange. Beautiful. We've lost it.