Kapitel 4

 


 

Nexus

 

Und im nächsten Moment standen sie mitten im Gewühl vorbei eilender Personen, in einer Durchgangsschneise, und die Personen waren nicht unbedingt auf den ersten Blick auch als solche zu erkennen, denn es handelte sich um eine Vielzahl von Außerirdischen in jeder nur denkbaren Ausführung, bunte Repräsentanten verwunderlichster Evolutionswege.

John, der gerade eine Schwarzbrotscheibe aus dem Körbchen genommen hatte, stand, die leere Hand verblüfft von sich gestreckt, im Durcheinander und wurde von einem hünenhaften, pelzigen Wesen, das sich mit zwei schrankartigen Kisten unter den Armen vorbei drängte, auf die Seite gestoßen. Alan hatte, von einem Anfall an rascher Reaktionsfähigkeit heimgesucht, Helena an der Hand geschnappt und sie aus der Gefahrenzone entfernt, John, der etwas abgetrieben wurde, gelang es erst ein wenig später, sich zu befreien und sich zu den anderen zu gesellen. Er humpelte und behauptete mit verzerrter Miene, ein lebender Granitblock sei ihm mit voller Absicht auf den Fuß getreten.

Sie sahen sich um. Die Meute, zwischen die sie geraten waren, bewegte sich auf eine Schleuse zu, die mit einer holographischen, schwarzen Schrift versehen war aus verbogenen und buckeligen Strichen, denen da und dort wahllos ein paar Punkte hinzugefügt waren.

Der Rest war eine schier unüberschaubar große Halle, die sich in alle Richtungen wand und bog und sich nach oben hin in schwebenden Stockwerken und kreuz und quer verlaufenden Rolltreppen, oder zumindest etwas, das einen ähnlichen Zweck erfüllte, verlor.

"Wieso nur werde ich den Gedanken nicht los, daß wir am Nachdenken und Überlegen gehindert werden sollen?" meinte John, während er die fremde Umgebung musterte. Rundherum wimmelte es von Reisenden, die in alle Richtungen strömten, in einzelne Abteilungen der Halle eilten oder daraus hervortraten und sich zielstrebig auf den Weg machten.

Mitten in einem von überall gut einsehbaren Bereich hingen senkrecht dreidimensionale Buchstabensäulen in der Luft, die gelegentlich blinkten oder auch verschwanden, um anderen Schriftbahnen Platz zu machen.

Die Alphaner waren abseits eingetroffen und bewegten sich mehr ins Zentrum hinein.

"Egal, was ihr sagt, für mich sieht das hier so aus wie ein Bahnhof oder ein Flughafen," sagte Alan.

"Ja, ein Raumhafen," pflichtete ihm Helena bei, "seht nur, die meisten haben Gepäck bei sich. Handgepäck - sofern von Händen die Rede sein kann!" Ein opaleszierendes, wolkiges Wesen schwebte vorüber und rempelte John an, der sich, erstaunt über die Konsistenz des Remplers, an einem ins Unendliche hinauf führenden Pfosten festhielt.

"Aus der Bahn!" zwitscherte der Nebel exaltiert, nachdem er bereits vorbei war. Eine Reihe von symbiontischen, bräunlich-schmutzigen Häufchen kugelte vorbei, Einzelkomponenten verlierend, die wie Flöhe hüpfend ihren Haupthaufen wieder zu erreichen suchten, um daran anzudocken.

"Hopp, hopp!" trompetete eine Haupteinheit, "Wir sind nur schnell genug, wenn wir alle zusammen bleiben!" Ein langer Zweibeiner mit einem komplizierten, schlauchartigen Gewirr, das er um sich drapiert hatte und an dem er auf nicht näher ersichtliche Weise angeschlossen war, kollidierte fast mit einem der wuselnden Haufen und sprang angewidert auf die Seite, während aus mehreren Auspuffen an seiner Vorder- und Rückenfront grüne Dampfwölkchen entwichen, mit denen er die Luft verpestete.

"So passen Sie doch auf, wohin Sie sich bewegen!" rief er empört und rauschte anschließend an den verwunderten und naserümpfenden Alphanern vorbei. Helena blickte ihm versonnen nach.

"Die Sauerstoffatmer sind hier bei weitem in der Überzahl," sagte sie als Resümee ihrer kurzfristigen inneren Einkehr, "aber die Humanoiden scheinen eine eher reisefaule Art zu sein."

Johns Blick fiel auf eine, zumindest von der Weite, als Mensch identifizierbare Gestalt, ein kleiner, gedungener, um nicht zu sagen, dicker Kerl mit Spitz- und Knebelbart, der einen beigen Turban trug, eine zerknitterte Leinenhose und ein glockiges Hemd mit Stehkragen, das ihm locker um den kugeligen Bauch wogte. Er verfolgte lauthals debattierend und heftig gestikulierend ein klimperndes, durchscheinendes Glaswesen, das davon stakelte und vergeblich versuchte, sich von der Anwesenheit des augenscheinlich lästigen Zeitgenossen zu befreien.

"Hör zu, Schwester, ich weiß einen Weg, wie du hundertprozentig zwei Wochen früher auf deinen Glasharfenplaneten kommen kannst!"

"Verschwinden Sie!" klirrte sie aufgebracht und kling- klangelte ihres Weges, den Verfolger nach wie vor hartnäckig auf den Fersen. "Auf derartige zwielichtige Angebote kann ich gut und gerne verzichten, zumal ich für meine Reise längst - und ausgiebig - bezahlt habe!" Und weg war sie. Der Kleine blieb mit zornschüttelnden Fäusten resignierend stehen.

"Dann zieh gefälligst Leine, du wandelnde Glasmenagerie!!" schrie er ihr wütend nach. "Es gibt hier noch fünf Millionen andere Leute, die wissen, wenn ihnen ein brauchbarer Vorschlag unterbreitet wird!" Schimpfend entfernte er sich. Die Alphaner konnten ihre Erheiterung kaum verbergen.

"Wenn dieses menschliche Vorzeigeexemplar hier der einzige irdische Vertreter ist, dann wirft das nicht gerade ein gutes Licht auf die Selektionsprozesse unserer heimatlichen Entwicklungsgeschichte," meinte Helena amüsiert. Ein Rudel von insektenähnlichen Lebewesen sprang eilig und darum auch einigermaßen rücksichtslos durch die Menge.

"Heuschreckeninvasion," entfuhr es Alan respektlos, "was sollen wir hier?" John wandte sich suchend um, weg von den zahllosen vorüberhuschenden Gestalten und musterte nachdenklich eine der holographischen Schriften, die über den diversen Eingängen standen.

"Sehr seltsam, aber ich habe das Gefühl, den Text entziffern zu können." Alan unterzog die Krakel einer genauen Inspektion.

"Ja, tatsächlich! Da steht: Gasdepot für Methanatmer! Und das Kleingedruckte darunter lautet: Rauchen verboten!" Er schaute sich weiter um. "Und das daneben scheint soetwas wie ein Duty free shop zu sein." Er ging hinüber, um einen Blick ins Innere zu werfen. Gerade spazierten zwei lila Stauden heraus, und er spähte hinein. "Sieht jedenfalls nicht wie bei uns aus - sieht nicht einmal wie ein Geschäft aus - mehr wie eine Folterkammer."

Helena deutete auf die schwebenden Schriftsäulen, die mitten in der Halle hingen.

"Das sind Abflugszeiten," sagte John erstaunt, und sie nickte.

"Und seht, was da als letztes auf der linken Seite der dritten Kolumne von oben steht!" Die fremden Buchstaben tanzten ihnen leuchtend entgegen. `Mondbasis Alpha´ war ihnen eindeutig zu entnehmen, und `Auf Abruf, Raumdock 236B´.

"Na endlich. Nichts wie hin," sagte Alan, "wo ist Raumdock 236B?"

"Dort ist eine Information!" Sie liefen hinüber, und John kam kurz der Gedanke, wie es wohl wäre, wenn sämtliche Anwesende gegen ihren Willen in diesem Nichtraum festgehalten worden waren und nun, genau wie sie, versuchten, nach Hause zu kommen.

Die allgemeine Eile schien ihm nun begreiflich...

Sie traten durch den Eingang des Informationsbüros, einem bogenförmigen Durchgang in der bläulich schimmernden Lichtwand, die mehr nach holographischer Projektion aussah als nach einer soliden Mauer mit beulenproduzierendem Potential, wie sie - nach wie vor zu Helenas Bedauern - auf Alpha gang und gäbe war.

Innen standen sie auf lärmschluckendem Thermalboden von zurückhaltend grauer Farbe und wurden sogleich von einer schweinchenrosafarbenen Humanoiden, die hinter einem lang gestreckten Schreibtisch saß, zu sich gewunken. Sie war in ein raffiniertes, dunkelblaues Kostüm, das nur aus breiten Stoffstreifen zu bestehen schien, gewickelt und hatte ihr schwarzes Haar in einen nestartigen Aufbau verwandelt, in dem gemütlich zurückgelehnt mit übergeschlagenen Beinen ein grünes Froschmännchen in rotweiß gestreifter Badehose saß und die drei zigarillorauchend angrinste.

"Der neueste Schrei," quakte es ihnen schließlich zu, nachdem es sich eine Weile am kollektiven Staunen der Ankömmlinge geweidet hatte. "Man nennt das einen Autonomen Nestunterbau - ist sehr zu empfehlen. Meiner ist die de luxe-Ausgabe mit integrierter Sekretärinnenfunktion. Sehr praktisch. Wie kann ich euch helfen, Freunde?" John, dem sein offenes Staunen unangenehm war, dem er aber nichtsdestoweniger hilflos einmal mehr ausgeliefert war, faßte sich als erster und erkundigte sich nach besagtem Raumdock, und das sekretärische Transportmittel drückte ihm, ein unheimliches Zahnpastalächeln ins Gesicht bannend, einen bleistiftähnlichen Stab in die Hand, während das grüne Männchen erklärend dazu einwarf, daß es sich um einen Miniaturnavigator handle, der akustische Anweisungen zur Zielfindung geben könne.

"Ihr könnt das Gerät am Dock in den dafür gekennzeichneten Behälter werfen. Beeilt euch aber lieber, das Schiff startet in Kürze. Wenn ihr Glück habt, kommt ihr noch zurecht!"

Die drei stürzten nach recht knapp bemessenen Dankesworten hinaus, die Anleitungen des mobilen Wegweisers befolgend, die sie quer durch die Weite der Halle führten und hinein in einen Schwebelift, wo Alan glaubte, es sei unnötig, sich festzuhalten und darum prompt Gefahr lief, Kopf zuunterst in die Höhe zu driften - doch ein aufmerksamer hundertfünfzigarmiger Tintenfisch ergriff ihn rechtzeitig an den Schultern und bewahrte ihn davor, durch Armrudern und unkoordinierte Beinarbeit die übrigen Anwesenden mit Handkantenschlägen und Fußtritten zu verärgern.

Dann ging es über eine der höheren Ebenen, in der auf eine unerklärliche Art die Zeit stillzustehen schien, und alles lief verlangsamt ab, jeder Schritt zog sich qualvoll wie ein Kaugummi, und alle Dahineilenden wanden sich luftschnappend und mit kugelrunden Blicken wie Fische durch den Korridor, schraubten die zu bewältigende Strecke quasi weg und erschwammen sich im Freistil ihr Ziel. Endlich erreichten sie eine Rolltreppe, die aber auf den zweiten Blick mehr wie eine Gleitbahn mit Raketenantrieb war, und was von unten wie ein gemütlicher Transport über den Köpfen der Reisenden ausgesehen hatte, entpuppte sich als ein atemraubender Höllenritt durch ein scheinbares Nichts, denn wiewohl vom sicheren Erdboden aus die stabile Konstruktion der Bahnen auszumachen gewesen war, fand sich da oben außer einer Markierung, wo die Schiene zu betreten war, kein sichtbares und glaubwürdiges Zeichen einer substanzhaltigen Bauweise der `Rolltreppe´, die sich also einer lebhaften Unsichtbarkeit erfreute.

Wieder hatten sie es dem freundlichen Tintenfisch zu verdanken, daß sie nicht aus der Reihe tanzten - hatten auch genaugenommen gar keine Chance, auf den Gedanken, Boykottmaßnahmen den `unersichtlichen´ Transportweg betreffend, zu kommen, sondern sie fanden sich in kurzem Prozeß auf die Gleitbahn hinüberexpediert, um schwindlig und panisch einem fernen Ziel entgegenzurasen, wo sie auf den glücklicherweise wieder festen - und sichtbaren - Boden stolperten und sich japsend nach ihrem weiteren Weg umsahen.

Vor einem Tunnel, den sie passieren mußten, stauten sich in einem Knäuel die Fluggäste - Eile oder nicht, das war höhere Macht, und die kurze Verschnaufpause war, wenn auch nicht willkommen, so doch wegen geringfügiger sportlicher Unzulänglichkeiten prinzipiell notwendig.

Plötzlich, während sie noch ungeduldig auf die Auflösung des Staus warteten, erklangen hinter ihnen empörte Rufe, und Anzeichen einer rauhen Rempelei pflanzen sich wie eine Welle durch die Menge der Wartenden nach vorne fort. Zwischen den Protestrufen erscholl der ungnädige Kommentar eines anscheinend rücksichtslosen Wüstlings.

"Haltet eure Klappen, ihr alten Schachteln, sonst zünde ich euch an! Ihr brennt sicher hervorragend, so vertrocknet und abgelegen, wie ihr ausseht!!" Der Verdacht der Alphaner, daß es sich nämlich um jenen turbantragenden Schelm handelte, der zuvor schon in der Halle versucht hatte, einer Außerirdischen seine dubiosen Dienste aufzuschwatzen, bestätigte sich wenig später, als eben der beige Turban zwischen den Wartenden auftauchte, und John entschloß sich, sollte die Frage einmal gestellt werden, seine Zugehörigkeit zu gleichen Rasse wie dieses unmögliche Individuum schlichtweg abzustreiten. Besagtes Individuum indessen arbeitete sich mit Ellenbogentechnik weiter in der Schlange vor und scheute auch nicht davor zurück, wo es nottat, mit zwanglosen Ohrfeigen seinen Willen voranzukommen zu untermauern. Als er erneut schwungvoll ausholte, um einen luftentweichenden Magenpuffer an sein nächstes Opfer zu verteilen, packte ihn Alan, der sich in der Opferrolle nicht gefallen wollte, wie mit Eisenschrauben an den Schultern und bot ihm einen Gratisflug über die Köpfe der soeben Überholten hinweg an.

"Was für ein Zufall!" rief der auf diese Weise empfindlich Abgebremste nach einer Schreckenssekunde mit bemerkenswerter Geistesgegenwart, "gerade mit euch wollte ich mich unterhalten! Ich wette, ihr stammt aus dem galliazinischen Doppelsternsystem - herrlicher Welt, sage ich euch, aber das wißt ihr sicher selbst am besten! Und zufällig ist mir nicht unbekannt, daß die Galliaziner gar nicht so blöd sind, wie sie aussehen, und daß sie, wenn es darauf ankommt, blitzartig ausgesprochen gute Entscheidungen treffen können! Nebenbei, Kumpel, hättest du vielleicht etwas dagegen, mich loszulassen?" Aus Alans Griff befreit, begann er, sie frischen Mutes in die verbale Zange zu nehmen und ignorierte geflissentlich Johns widerwilliges Seufzen; im Gegenteil: ein Redeschwall traf die drei, die genervt von einem Fuß auf den anderen stiegen und nach vorne spähten, während Bewegung in die Schlange kam und die vordersten bereits in den Tunnel traten. Als endlich auch die Alphaner ein paar Schritte machen konnten, intensivierte das lästige Subjekt seinen Monolog und pries ausschweifend aber mit recht allgemeinem Wortlaut seine "phänomenalen Möglichkeiten" an. Schließlich hatte John genug und empfahl ihm, andere Passagiere zu ärgern, denn er persönlich denke nicht daran, seinen Flug zu verpassen.

"Ja, was denn!" war die empörte Antwort, "Jetzt habe ich euch noch gar kein Angebot unterbreitet, und ihr versucht schon, mich loszuwerden!"

"Was wirst du uns schon anzubieten haben!" meinte Alan spöttisch und ließ ihn stehen.

"Alles!" war die entrüstete Antwort, "Alles habe ich euch anzubieten! Und das auch noch doppelt so billig und dreimal so schnell - vom tollen Service ganz zu schweigen!" Da stand er mit theatralisch ausgebreiteten Armen am Rand der Schlange, wohin man ihn gedrängt hatte, und blickte den entlaufenen potentiellen Kunden nach. "Nutzloses Pack!" schrie er schließlich, als sie außer Hörweite waren, "Auf euch bin ich sowieso nicht angewiesen!" Er machte am Absatz kehrt und eilte davon.

 

Der Tunnel hatte einen runden Querschnitt, und je weiter die Alphaner gingen, um so mehr gerieten sie auf die - als solche nicht zu identifizierende - innere Seitenwand. Offensichtlich änderte sich die Schwerkraft, und dies war auch nur daran zu erkennen, daß sich die Schlange aus Passagieren in einer Spirale bis zur Tunneldecke hinaufwand, und die Leute am Ende Kopf zuunterst heraustraten.

"Einer weniger robusten Persönlichkeit kann dabei schlecht werden," ließ Alan, weiß um die Nase, verlauten und trat - verkehrt, aber genaugenommen doch richtig herum in einen von rosarotem Licht durchfluteten Raum, der etliche Ausgänge hatte.

Gehorsam deponierte John den Wegweiser in einem gekennzeichneten Korb, von wo er sofort dematerialisierte, und er selbst lief dann mit seinen Begleitern durch den mit 236B gekennzeichneten Korridor.

Sie erreichten schließlich einen Hangar, in dem zu ihrer feudigen Verwunderung wie ein flügelloses Insekt, eine lauernde überdimensionale, starre Ameise, und nichtsdestoweniger mit einladend offener Einstiegsluke ihr Adler auf sie wartete.

Schnell gingen sie an Bord, ihr Glück, daß diese wirre Odyssee nun ein Ende haben sollte, kaum fassend, Alan voran, der sogleich ins Cockpit rannte.

Doch die Ernüchterung ließ nicht lange auf sich warten, denn einen Augenblick später war der Adler von dem aus innerstem und tiefstem Herzen kommenden Entsetzensschrei des Piloten erfüllt, der in ein langgezogenes Heulen ausartete - von solcher Verzweiflung, daß John und Helena, allein vom Ton animiert, vorsorglich fast in Tränen ausbrachen.

"Die Kiste kann ich nicht fliegen!" schrie Alan sie an, als sie gleichzeitig die Pilotenkanzel erreichten und wegen besagter Gleichzeitigkeit im Türrahmen steckenblieben.

Erschrocken und mit tellergroßen Augen musterten sie die Steuerkonsole, die sich in ein buntes Gewirr aus großen Plastikknöpfen, -hupen, -schrauben, -schaltern, Handrädern, Hebeln und Reglern verwandelt hatte.

Alan zeigte hysterisch auf Meßuhren, die zu Kinderspielzeug geworden waren und von deren Skalen ihnen fröhliche Comicfiguren entgegenlachten oder die überhaupt an Spiralfedern, aus dem Steuerbrett hängend, bedächtig auf und ab wippten.

"Das geht zu weit!" keuchte Alan, den die maßlose Unverfrorenheit, seinen Adler angetastet zu finden, mehr aufregte als alle anderen Frechheiten, die sich ihr Widersacher ihnen gegenüber bereits herausgenommen hatte. "Das geht entschieden zu weit!" Vor Entrüstung versagte ihm die Stimme, und er sank, nur noch kraftlos auf das drastisch veränderte Innere des Cockpits deutend, in den Pilotensessel, der jetzt verdächtige Ähnlichkeit mit einem zu groß geratenen Kindersitz fürs Auto hatte.

Helena blickte auf ein Schild, das über der Herrlichkeit hing und in vier Sprachen verkündete, daß dieses Spielzeug garantiert blei-, cadmium- und PVC-frei und sogar für Kinder unter drei Jahren geeignet sei, da es keine verschluckbaren Teile enthalte.

"Vielleicht funktioniert es ja trotzdem," wandte sie zaghaft und augenscheinlich nicht wesentlich überzeugt von ihren Worten ein, während sie sich aus der Verkeilung zwischen John und Türrahmen wand.

Nun auch befreit, erwachte John zu neuem Leben und pflichtete ihr bei.

"Ja, Alan, warum nicht! Dieses neue - Konzept - hat doch noch eine gewisse Ähnlichkeit mit der Anordnung der ursprünglichen Armaturen. Es geht um Handgriffe, die wir schon tausendmal durchgeführt haben - wir wissen, was zu tun ist!"

"Machst du Witze!! Wie soll ich die Systeme checken - wo sind die Treibstoffanzeigen, wo ist, bitte, der Bordcomputer? Was rede ich? Ich finde hier nicht einmal den Steuerknüppel!"

John hüstelte und setzte sich, befremdlich dreinschauend, in den Copilotenkindersitz. Sorgfältig rief er sich das Cockpit ins Gedächtnis, wie es wirklich war.

Als Reaktion auf den ersten Knopf, den er drückte, flog vor ihm eine Klappe auf, ein großer knallroter Plastikhammer schnellte hervor und traf ihn mit aller Wucht, zu der ein großer - roter- Plastikhammer in der Lage ist, auf der Stirn.

"Du meine Güte," sagte er benommen, "und das war nur der Lichtschalter. Stellt euch vor, was passiert, wenn ich die Maschinen starte." Kurz entschlossen aktivierte er das, was er für den Computer hielt, und das letzte, was sie mitbekamen, war ein ohrenbetäubendes Knallen, sengende Hitze und ein gleißendes Licht, das von überall zu kommen schien, während rundherum das Cockpit wegschmolz und dann auch sie selbst in den Einschmelzungsprozeß einbezogen wurden.

 

 

 

Ein kolossaler Schub an Zufallsenergie vereinigte sich mit den übrigen Mengen, die sich bereits angesammelt hatten. Viel fehlte nicht mehr, um das letzte große Ziel zu erreichen - und die Chancen standen über alle Maßen gut.

John, Helena und Alan sorgten uneigennützig für die Verwirklichung von Pines Plan, indem sie sich seinen Manipulationen fügten und bereitwillig seinen vorgezeichneten Irrwegen folgten.

 

 

Labyrinth: Da capo

 

Es brauchte keines klugen Kopfes und keiner Einsteinschen Denkqualitäten und -kapazitäten, um zu bestätigen, daß Alpha verschwunden, transformiert, kurz - nicht mehr war.

An die Basis erinnerten lediglich die vertrauten Gesichter, denen allerdings zur Gänze und geschlossen ein überaus irritierter Ausdruck anhaftete, während deren Inhaber wie aufgescheuchte Hühner durch den Irrgarten rannten oder sich - so ihnen schockhalber sämtliche noch vorhandenen Energien abhanden gekommen waren, ungläubig in einem Winkel deponiert hatten und, von leichter Gehirnlähmung niedergestreckt, in eine bösartige Sonne starrten.

Die ehemalige Kommandozentrale war in der Tat sonst nichts mehr als ehemalig, selbst der zum Radio konvertierte Computer war mittlerweile der Gewalt gewichen und hatte sich in ein Kriegerdenkmal verwandelt, von so abscheulichem Charakter, daß es selbst von einem Taubenschwarm auf seiner Suche nach einem Rastplatz verschmäht (1) wurde.

Mittlerweile hatten sich noch einige andere Besatzungsmitglieder eingefunden, unter ihnen ein bis in die letzte Haarspitze von Alkoholisierung meuchlings gekaperter Eddie Collins aus der Biologischen Abteilung, dessen wirren Reden zu entnehmen war, daß sich Tonys Braukessel in einen Bierbaum verwandelt hatte, der mindestens sieben Meter hoch war und an dessen Ästen kleine Holzfässer hingen, gefüllt mit jeweils ein bis zwei Pint köstlichster Bierflut. Angeblich lag bereits ein Gutteil der Alphaner randvoll unter dem Schlaraffenbaum und hatte sich laut Eddie, nach brüderlicher und gemeinschaftlicher Abstimmung soeben selbst vom Dienst befreit.

"Na fein, daß sich hier zumindest noch irgend jemand amüsiert!" erwiderte Tony giftig, ohne sich zu wundern, daß ein positiver Kommentar im Zusammenhang mit seinem Bier gefallen war.

Maya, die unvermittelt ihr gewohntes Aussehen zurückerhalten hatte, nachdem sie in ihrem Raupendasein, von monströsem, raupischem Hunger überwältigt, angefangen hatte, eine ganze Hecke mit Butz und Stengel zu vertilgen, war nun die erste, die bemerkte, daß der augenscheinlich vollständige Irrgarten beileibe nicht vollständig und vollendet war, sondern, im Gegenteil, sich zu neuen Taten aufraffte, indem Bäume, Büsche, Hecken und Denkmäler, die sich in hinlänglich beschriebener Vielzahl um sie herum tummelten, ein vornehmes, metallisch schimmerndes Grau annahmen, und dann war es, als sei eine unsichtbare Horde von Heinzelmännchen mit Feilen und Poliersteinen am Werk, die alle Konturen glätteten, bis überhaupt nur noch Glätte da war, spiegelnde Wände, die sich über den Köpfen der Menschen peinlich genau schlossen, und so entstand ein Labyrinth aus glänzenden, einförmigen, sich windenden Röhren und Höhlen, einem wirren Komplex wie ein endloser Schweizer Käse, in dem keine Richtung mehr eine Bedeutung hatte.

Tony hatte den Umwandlungsprozess mit gepeinigter Miene beobachtet.

"Also, man kann nicht behaupten, daß der Architekt auch nur die leiseste Ahnung von Wohn- und Lebensqualität hat," war alles, was ihm in Anbetracht der Ungeheuerlichkeit einfiel. "Wo doch jeder weiß, daß wir ohne Computer vollkommen verloren sind!"

Während er noch mit surrendem Gehirn in den matten Glanz schaute, spürte er , wie sich an seiner Physiologie offenbar noch Haarsträubenderes tat, etwas in alle Richtungen Ausdehnendes nämlich, etwas aus dem Leim Gehendes - und bei einem erschrockenen Blick auf seinen Bauch bemerkte er, wie sich jener blitzartig nach vorne wölbte wie ein Luftballon von schlicht galaktischem Fassungsvermögen, das, um die wahren Verhältnisse zu entschleiern, ab sofort besser in Bruttoregistertonnen berechnet werden sollte, und, nach Luft schnappend, sah er auf, nur um Sandra zu erblicken, deren Hinterquartier sich soeben wie eine Vakuummatratze aufblies und sich von ehemals wohlgefälliger Proportioniertheit zu riesigen Dimensionen multiplizierte. Ein schwacher Hüftschwung ihrerseits sollte nun genügen, um mit der Fülle ihrer rückwärtigen Ausrüstung ein zufällig im Weg stehendes Individuum zu erschlagen.

Von Panik ergriffen, schaute er sich nach Maya um, die ebenfalls zu kämpfen hatte, und zwar mit ihrer Oberweite, die sich unbefangen aufplusterte, die aufquoll und aufging wie ein Hefeteig, samt und sonders jegliche noch von der Gesellschaft akzeptierte Norm sprengte und sich geradezu explosionsartig in eine Zirkumferenz höherer Ästhetik hineinmanövrierte.

Doch auch allen anderen erging es ähnlich. Überall starrten einander überraschte Inhaber und Neubesitzer von höllischen Buckeln und Beulen an, von Wasserköpfen wie Heißluftballonen, bergartigen Rundrücken, Atombusen, die interessanterweise überwiegend männlichen Ursprungs waren, und kolossalen Bierbäuchen, mit denen keiner freiwillig auch nur eine Sekunde seines Lebens verbracht hätte.

Tony, der immerhin, wenn man so wollte, führender Offizier war und somit die Verantwortung für das gesamte Kuriositätenkabinett hatte, wollte einige, der Situation angemessene Worte sagen, aber übers Räuspern kam er nicht hinaus, schon blähte sich sein Brustkorb akkurat auf, und obendrein wuchs ihm ein stattlicher Kropf.

Ein wie Popcorn puffendes Geräusch ließ ihn erstarren, und am Beispiel der übrigen erkannte er, daß seine wildeste Befürchtung durchaus zutraf. Rundherum standen wie angewurzelt und festgeschraubt ballonartige Wesen mit den nunmehr mondgesichtigen Konterfeis seiner Freunde und Kollegen, lauter menschliche Kugeln, aus deren Oberfläche nur kurze Stummelbeinchen ragten und seitlich Hände hilflos wegstanden.

Und dann verschwanden mit einem weiteren Plopp! selbst die Rudimente der Extremitäten, und sie begannen, somit jeglicher Standfestigkeit entbehrend, durch das dreidimensionale System aus nahtlosen Metallgängen zu rollen.

Tony schnitt eine Grimasse, und sein Gesicht quietschte dabei wie tätlich angegriffenes Plastik. Er fühlte sich mit einem Mal so leer, so rund, so hohl, so müde, nutzlos und aufgebraucht und ausgesaugt, als hätte ihm jemand sämtliche Energien entzogen, sie ihm ohne sein Wissen - ganz zu schweigen von seiner Zustimmung - entwendet.

War es Zufall, daß die Kugel die geometrische Form war, die im Verhältnis zum Rauminhalt die kleinste Oberfläche - und damit die geringste potentielle Energie - hatte?

"Wenn John uns so sieht, wird er hoffentlich vor lauter Lachen nicht vergessen, etwas gegen diese Misere zu unternehmen," quetschte Tony, durch die Glätte seiner Front erheblich behindert, hervor, ehe er an Mayas Seite durch die gewundenen Korridore des Labyrinths davonrollte.

 

 

Full Circle

 

Alan, der sich gerade noch intensiv mit dem Gedanken befaßte, nun seinen unwiderruflich letzten Atemzug getan zu haben, sah sich plötzlich einem fracktragenden Fremden gegenüber, der wie einstmals Albert Schweitzer einen bauschigen Schnauzbart trug, dazu eine kleine, runde Brille mit schwarzem Rahmen und dessen Haar ihm als Zeichen hinlänglicher Absurdität zurückgeklatscht am Kopf klebte. Er starrte Alan mit derselben Fassungslosigkeit an, die er zweifellos selbst auch zur Schau stellte.

Vor Überraschung und Freude, doch nicht tot zu sein, wandte sich Alan wortlos ab und entdeckte einige Schritte weiter John, dem anscheinend die Explosionshitze einen dunklen Oberlippen- und Kinnbart ins Gesicht getrieben hatte und der ihm nun trotz der kompletten Abendgarderobe mit Frackschleife und glänzenden Lackschuhen einen fast orientalischen Anschein verlieh.

Jetzt erst begriff Alan zu seinem maßlosen Entsetzen, daß der Schnurrbart tragende Kerl er selbst war, den er in einem Spiegel gesehen hatte und dem er in einem ersten Anflug eines Eindrucks ein Dasein in leichter geistiger Umnachtung zugeschrieben hatte.

John, der beim Blick in den Spiegel recht rasch die richtigen Schlüsse gezogen hatte, faßte konsterniert sein pomadisiertes Haar an, nur, um anschließend seine Finger zu betrachten, als müsse er nun auf jeden Fall abfärben.

Schließlich trat er zu Alan und schaute sich um. Sie befanden sich zur Abwechslung in einem Hotelfoyer in der Nähe der Rezeption. Die Einrichtung schien neu zu sein, und es herrschte reges Treiben.

Helena kam mit aufgelöster Miene aus einem Erfrischungsraum für Damen, sie war in ein champagnerfarbenes, fließendes, bodenlanges Etwas mit breiten Schultern gehüllt, das sie wallend umwogte, als sie, die Erleichterung in Person, Kurs auf die beiden Männer nahm. Ihr Haar hatte anscheinend vor Schreck einen kurzfristigen Wachstumsschub erlitten und sich obendrein in eine aufgerollte Steckfrisur hineingewirbelt, wie sie schon seit etlichen Jahrzehnten ausgedient hatte, und, nicht genug, sie hatte jetzt bogenförmig gezupfte und bemalte Augenbrauen sowie ausladend rot angepinselte Lippen, die sich, zumindest, was die obere Hälfte anging, bei weitem nicht an die ohnedies ansehnlichen Schwünge natürlicher Begrenzung hielten, sondern kühn in zwei symmetrisch ausfahrenden Kurven für eine reichlich fremde Frontansicht der Ärztin sorgten.

"Wie kann man nur so aussehen?" rutschte Alan ein wenig schmeichelhaftes Kommentar heraus, als sie sich ihnen anschloß.

"... sagt ausgerechnet einer, der eine Schuhbürste im Gesicht spazieren trägt," erwiderte sie nach kurzer kritischer Inspektion ihres Gegenübers.

Geräuschlos wieselte ein Hotelbediensteter im Livrée herbei.

"Verzeihung, wenn die Herrschaften nun komplett sind, bitte mir zu folgen," sagte er mit der Art von ausdrucksloser Herablassung einer typischen englischen Dienerschaft, mit der sie Personen begegnet, die nicht unmittelbar zum Königshaus gehören oder deren Stammbaum sich nicht auf Wilhelm den Eroberer oder zumindest Richard Löwenherz zurückverfolgen läßt.

Sie kamen seiner Aufforderung nach, weniger berührt von seiner erfrischenden Kühle als mehr in Sorge darum, was sie nun wieder erwartete.

Mit entspannender Abendunterhaltung wagten sie jedenfalls nicht zu rechnen.

Sie betraten einen Clubraum, der bereits hinlänglich gefüllt war und an dessen Querseite eine Bühne provisorisch aufgestellt war.

Der Livrierte geleitete sie an ein rundes Tischchen relativ weit vorne, von wo aus sie eine gute Sicht auf die Bühne hatten.

"Meine Erinnerungen an Hotelepisoden sind lebhaft und bedürfen keinerlei Auffrischung," ließ Helena finster verlauten, während sie auf eine kleine Vase mit gelben Teerosen vor sich starrte und sie wenig erbauliche Vorahnungen plagten.

"Meine Güte, was kann uns schon passieren," erwiderte Alan flüsternd, "schlimmstenfalls enteilen wir wieder flockigen Fußes. Wir haben soeben eine höllische Explosion überlebt und, abgesehen von der einen oder anderen geschmacklichen Grausamkeit, die unserem Äußeren zugefügt wurde, ist ja weiter nichts passiert."

"Alan, natürlich weiß ich, daß es im Augenblick praktisch unmöglich ist, dich nervös zu machen, aber was sagt dein grenzenloser Optimismus zu der Dame im grünlichen Abendkleid, die sich gerade die Nase pudert?" Helena Stimme war trotz der vergleichsweise geringen Lautstärke eine Nuance zu entnehmen, die sich anscheinend nicht so recht zwischen Panik und Ärger entschließen konnte und sich deswegen dem aufmerksamen Zuhörer gekonnt in einer Symbiose aus beiden Empfindungen präsentierte.

Alan ließ blasiert seinen Blick schweifen, wiewohl die Überheblichkeit beim Anblick des angepeilten Subjekts einer ziemlich verblüfften Miene wich. Helenas Aufforderung an John, sich NICHT umzudrehen, hatte zur Folge, daß er sich schnurstracks, prompt und geradezu reflexartig umwandte und auf diese Weise eine Frau mit roten Locken erschaute, mit der er im ersten Moment nur Gift und Galle assoziierte, bis ihm auch einfiel, bei welcher Gelegenheit sie sich bei ihm unbeliebt gemacht hatte. Ohne jeden Zweifel war sie eine jener Furien, die der kleinen alphanischen Gruppe den ohnehin unerwünschten Ausflug in die elegante Glitzerwelt vergällt hatte und nicht ganz unschuldig an zuvor erwähntem fluchtartigen Abgang aus einer gar nicht heimeligen Clubatmosphäre gewesen war. Eines jener Wesen, das sich so mühelos in die Gestalt einer mordlüsternen Monstrosität verwandelt hatte und den dreien fast Kopf und Kragen gekostet hätte!

Doch nicht genug damit: Wenn er in die Runde blickte und es sich recht überlegte, war genaugenommen die gesamte Meute anwesend, alle, die an dem verhängnisvollen Abend (2) mit leibhaftiger Präsenz geglänzt hatten, tummelten sich nun geradezu penetrant rund um ihren Tisch und waren derartig sichtbar zugegen, daß man sie in Hinsicht auf zukünftige Begebenheiten getrost zum schwärzesten Omen, das die Welt je gesehen hatte, ernennen konnte.

Endgültig blieb John die Luft weg, als ihm ein ebenfalls in Frack gekleidetes, kantiges, aus seiner ungünstigen Perspektive ca. 4 Meter groß scheinendes Stück geballter Männlichkeit ins Auge stach, das ihm, wie ihm schmerzlich in Erinnerung war, in der, wahrscheinlich fälschlichen Annahme, er wolle ihm seine Begleiterin abspenstig machen, einen Kinnhaken überreicht hatte, der die Schwerkraft unter Johns Füßen kurzfristig eliminiert hatte. Nicht genug damit, der Kerl hatte nun mit einem Zahnpastagrinsen und verschränkten Armen am Ausgang Stellung bezogen und machte den Eindruck, nicht gewillt zu sein, auch nur eine Seele ungeschoren aus dem Raum entkommen lassen zu wollen.

Unterschwellig schwebte wieder das angstmachende Sirren in der Luft, das speziell Helenas Nerven zum Zerreißen spannte.

Man konnte, ohne zu übertreiben, von auswegsloser Umzingelung sprechen. Aber verwunderlicherweise drohte für den Augenblick keine Gefahr, denn niemand erkannte die Störenfriede, kein empörter Schrei des Erkennens erscholl, und noch weniger stürzte sich ein zähnebleckendes Kollektiv von Monstrositäten auf die in aristokratischer Steifheit erstarrten und in nobler Blässe rund um ihren Tisch gruppierten Alphaner, die mit einem Mal ihre modisch verwerfliche Kostümierung zu schätzen begannen, denn, wie ihnen plötzlich bewußt wurde, waren sie aufgrund der ebenfalls vorliegenden äußerlichen Verfehlungen der übrigen Anwesenden selbst unkenntlich, assimiliert und zum Glück - wer hätte das gedacht - farblos und unauffällig wie Mohnblumen auf einer wilden Wiese.

Die Erkenntnis reichte aus für einen vorläufigen Abfall von Pulsfrequenz, Herzschlag und Panikgrad, und, solchermaßen wieder von Besinnung überwältigt, entschlossen sie sich zu schicklichem Abwarten, auch wenn Helena anfänglich den nicht unklugen Vorschlag eines Rückzugs energisch propagierte.

Letztendlich hatten sie jedoch den starken Verdacht, daß ihnen in diesem Spiel kein "Passen" gestattet war und daß sie sich besser auf weitere Schläge unter die Gürtellinie (oder Schläge ähnlichen Charakters, z.B. Schicksalsschläge oder Anschläge auf ihr Leben) gefaßt machen sollten.

Es gelang ihnen sogar, sich auf eine neue Taktik, nämlich ein Auftreten in heiterer Gelassenheit, zu einigen, denn sie hatten als irdische Abkömmlinge, wenn schon keinen Ruf zu verlieren, so wenigstens noch ihren Stolz, den sie sich zugegebenermaßen erst recht spät ins Gedächtnis gerufen hatten.

Eine Weile funktionierte die Taktik hervorragend, bis zu dem Augenblick jedenfalls, da Alan mit zusammengebissenen Zähnen auf die Mitte ihres Tisches deutete und sich dabei sein unsäglicher Schnurrbart sichtbar sträubte.

Da stand plötzlich statt des kleinen Blumengrußes ein blanker, porzellanerner Nachttopf, so blank und neu und glänzend, daß er fast wie magisch die Blicke auf sich zog, und wie selbstverständlich wuchs aus der weißen Glätte ein lustiges Antlitz mit kugeligen blauen Augen, die sich rund um die Front schoben, und, bei Helena angelangt, Halt machten, um sie treuherzig zu mustern, während gleichzeitig eine knubbelige Nase und ein lachender roter Mund das Gesicht komplettierten.

John, der sich seltsamerweise als einziger noch an die gerade eben getroffene Abmachung, Ruhe zu bewahren, erinnerte, rief zu Besonnenheit und Disziplin auf, und tatsächlich gelang es Helena, die sich nach wie vor vom wimpernumkränzten Blinzeln beäugt sah, eine Handvoll Phlegmatismus zu entwickeln, indem sie der Schüssel eine freundliche Gesinnung unterstellte.

"Didum-di-dei, setz mich auf," sagte sie da zu ihr und lächelte sie zuckersüß an. Im Glauben, sich verhört zu haben, beugte sie sich vor.

"Wie bitte?"

"Didum-di-dei!"

"Wie?"

"Didum-di-dei!!!!" Jählings begriff sie.

"Didum-di-dei," sagte sie in amüsierter Nervosität, aber leise genug, um nicht an einem der anderen Tische aufzufallen, "warum sollte ich?"

"Schrimm-schrumm-schramm, ich habe Hutfunktion!" Ungläubig sah sie zu Alan und John, die beide ob der Surrealität nichts besseres zu tun hatten, als zu grinsen.

"Schramm-schrumm-schrimm, das glaube ich weniger," sagte sie schließlich.

"Ratatatam, setz mich auf, setz mich auf!"

"Ratatatam, ich wüßte nicht, wieso!"

"Kading-kadong, ein Hut will ich sein!"

"Kadong-kading, mehr ans andere Ende gehörst du!"

"Traritrara! Ein Hut will ich sein!" rief der Nachttopf nun erbost und fing an, bedenklich auf dem Tisch zu wackeln. Eine Salve von bunten Seifenblasen stieg schnurstracks aus seinem Inneren empor. Helenas Fassung begann, sich langsam aufzulösen und wegzubröckeln und, von leichter Paranoia geschüttelt, blickte sie sich in alle Richtungen um. Noch spürte sie keinen mordlüsternen Blick auf sich gerichtet, noch war keinem der Feinde die in der Tat ungehörige Anwesenheit von, noch dazu, impertinentem, Nachtgeschirr aufgefallen.

"JETZT," sagte sie mit flatternden Nerven, "jetzt, wäre genau der richtige Moment, uns zu empfehlen!" John war, was sie auch erwartet hatte, gegenteiliger Meinung, und Alan empfahl ihr halbherzig, dem Nachttopf doch seinen Wunsch zu erfüllen. Welk antwortete sie, wohl wissend, daß dies in Wirklichkeit keine Option war:

"Traritrara, das Hutgesicht hat aber Alan!"

"Brimborium! Dein Hut will ich sein." Sie schnappte hörbar nach Luft.

"Brombirium! Du kannst auch eines Königs Kopf schmücken!"

John protestierte halblaut, doch auf ihn hatte es die Leibschüssel ohnehin nicht abgesehen.

"Schnick schnack, deine Krone muß ich sein!" Ein kurzer, stechender Blick folgte, und da war es Helena mit einem Mal, als steckte ihr ein Klumpen von der Größe einer prämierten Kartoffel im Hals, denn sie begriff, daß es der Topf tatsächlich bitterernst meinte. Gleichzeitig jedoch sah sie weit und breit nur eine Möglichkeit, mit heiler Haut aus der Folterkammer zu entkommen, indem es ihnen nämlich gelang, vollständig und ganz und gar unauffällig zu sein und alle vorhandenen Tarnvorrichtungen auf Höchstleistung zu schalten. Völlige Adaption war das Zauberwort! Ein lautstarker Nachttopf fiel nicht unter den Begriff, schon gar nicht, wenn er umgestülpt auf ihrem Kopf logierte und eine glibberige, blasenschlagende, seifige Flüssigkeit auf sie ausleerte. Damit wäre die Tarnung hin, und sie verwandelten sich in ein Geschenk für eine Meute von grausamen Höllenkreaturen, die sie zum Abendessen verspeiste.

Die Angst wogte wie ein lebendes Gebilde durch den Raum, schwirrte in Wirbeln über dem Tisch der Alphaner und sickerte in ihre Herzen, ohne ihnen eine Möglichkeit zu geben, sich zu wehren.

"Ich kann dich nicht aufsetzen!" sagte Helena aufgelöst, "Wir sind tot, wenn ich dich aufsetze!" Der Topf schwieg beleidigt. "Also gut. Simsalabim, ich stelle dich unter den Tisch, wenn du mich lange ärgerst!"

"Tatütata, ich mach' mich schwer!" Und tatsächlich gelang es ihr nicht, ihn auch nur von der Stelle zu rücken.

Statt dessen warf er ihr hypnotisierende Blicke zu, die sie in Angst und Schrecken versetzten statt sie mit umwölkten Sinnen in Trance zu versenken, was den Topf sichtlich aus der Fassung brachte und ihn schließlich gehörig erzürnte. Er lief rot an, und sogar seine Kugelaugen verwandelten sich in glühende Spiralen, aus denen in Form von tödlichen Blicken brennende Pfeile hervorschossen, um ihr Ziel zu durchlöchern.

"Zipp zapp, zipp zapp, zapp zapp zipp!!" schrie er mit einem Organ, das selbst den letzten Toten senkrecht aus seiner Gruft heben mußte, "du bist mein Kopf , ich bin dein Topf, auf setzt du mich und zwar plötzlich!!!" Helena, der bei der dezenten Aufforderung jedes Haar am Körper einzeln zu Berge stand, saß, wie von tausend Nadeln durchbohrt, in vornehmlich uneleganter Starre auf ihrem Stuhl und vergaß sogar aufs Atmen. Ihre Hautfarbe schlug in ein frisches Leinenweiß um, selbst die von einer kühnen Haarrolle getarnte blaue Beule entfärbte sich und erbleichte in einmütiger Solidarität zum Rest des blutleeren Individuums.

John und Alan, inzwischen ebenfalls von leicht wächsernem Farbenspiel, sahen, daß die schlafenden Hunde geweckt waren, die aus launiger Selbstgefälligkeit aufschraken, um nun neugierig, aber noch nicht ganz im Bilde, ihr Interesse auf den Tisch mit dem feuerroten, lauthals wetternden Nachttopf zu lenken. Jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit, bis das alphanische Trio aufflog und ihr Inkognito nur noch reinstes Kognito war, man sie erkannte und sie ihre drakonischen Strafe, wahrscheinlich einen furchtbaren, schmerzhaften und blutigen Tod, in Empfang nehmen konnten.

Schon bannte sich ein verräterisches Zucken um das Auge der versammelten Gesellschaft, schon schimmerte darin ein verdächtiges Glänzen, und schon rümpfte sich die gemeinschaftliche Nase, was ein besonders ungünstiges Zeichen ist, weil diese spezielle Nase verschnupft ist vor Überheblichkeit, die auch mit dem penetrantesten, mentholhaltigen Taschentüchern nicht wegzuputzen ist.

Gleichzeitig aber war den Alphanern klar, daß sie nun trotz feigster, ergebenster und willigster Fluchtgedanken keinen Fuß vor den anderen setzen konnten, im Gegenteil, daß sie auf ihre Sitze geleimt waren und keinen Muskel bewegen konnten, um zu weichen und sich hinwegzuheben.

Dessen ungeachtet gab der Nachttopf keine Ruhe sondern schrie Zeter und Mordio in seinem herzergreifenden Verlangen nach einem Hutdasein. Langsam wurde, selbst für einen unbedarften Beobachter, die Situation brenzlig und verfänglich, als nämlich die übrigen Gäste mit ihren Füßen wie aufgescheuchte Stiere zu scharren anfingen und sich dabei einer seltsamen Metamorphose zu zischelnden Schlangen hingaben.

Helena klebte, während sich kalter Angstschweiß auf ihrer Stirn materialisierte, paralysiert auf ihrem Sitz, vor sich den unglückseligen Nachttopf, der ihr ganzes Sichtfeld ausfüllte, und wußte nur eines, daß es ihr nämlich gänzlich unmöglich war, jetzt auch nur einen Finger zu rühren - geschweige denn, sich vor tausend Argusaugen einen schreienden Nachttopf auf den Kopf zu setzen.

 

Und dann - völlig unerwartet - kam die Erlösung: Das Licht ging aus, Scheinwerfer erhellten die Bühne, und, was das Wichtigste war, der Nachttopf verstummte mitten im Geschrei, wie abgeschnitten erstarb sein schallender Ruf nach Zweckentfremdung seiner Selbst, und wie auf Kommando wandte sich das Interesse der Gäste neuen Ereignissen zu.

Den Alphanern fiel eine ganze Geröllhalde von der Brust, nun, da sie sich aus dem Martyrium befreit wähnten und erlöst.

 

 

 

Pine

 

jedoch rieb sich freudestrahlend die Hände.

Die Ignoranten saßen jetzt endgültig in der Falle, und er brauchte nichts anderes mehr zu tun, als sich zurückzulehnen und dem Unausweichlichen beizuwohnen, zu genießen, daß es ihm gelungen war, dem bornierten Haufen Engel, die sich so allerhand auf ihre Heiligkeit einbildeten, ein Schnippchen zu schlagen und sich auch noch aus der Verantwortung für die penetranten irdischen Dummköpfe zu befreien.

Man konnte allerhand wenig Schmeichelhaftes über ihn sagen, aber eines war nicht zu leugnen:

Er war ein Genie!

 

Schon sah er die Verwerfung durch das Unkontinuum gleiten, schon bäumte sich die angestaute Zufallsenergie auf, Zeitfalten, angetrieben durch die Koboldsmanipulation, warfen sich im Nichtraum seines Aufenthaltes, und die boshafte Kraft rüstete und wappnete sich, um in die Realität zu schwappen und, wie geplant, ewige Verdammnis über seine lästigen Schützlinge zu bringen.

Als nun Peter Galloway, alias der Große Spinelli, auf der Bildfläche erschien, da waren alle Komponenten in Pines Inszenierung vereint: Als Hintergrund dienten eine gefährliche Szenerie mit zähnefletschenden Statisten und eine kleine Prise Angst, die Pine vorsorglich hinzugefügt hatte, mittendrin die zu Untätigkeit verdammten drei Alphaner, deren schwächstes Glied die Ärztin war und die Pine darum auch ins Visier genommen hatte; weiters war da noch der zum Leben erwachte Nachttopf, eine Allegorie des Schelmenhaften und der sowohl als Objekt an sich als auch symbolisch Irrsinn, Leichtsinn und Unfug war und mit seinem Begehren, ein Hut zu sein, als unüberwindbare Hürde auftrat, die die Mondbewohner - und allen voran die rationale Frau im Trio - nicht bezwingen konnten, um das Maß an Anarchie, lockerer Lebensauffassung, ja, an Lebenslust schlechthin zu erreichen, das Pine für erforderlich hielt. - Und schließlich hatte sich als letztes Element der Planung auch der Zauberkünstler Galloway eingefunden, der Mittel zum Zweck war und unwissentlich, abgelenkt von seinem läppischen Tun durch den teuflischen Nachttopf, die Energie der Verwerfung dazu benützen würde, um den Mond in ein endgültiges, für immer währendes unaufhörliches Labyrinth zu verwandeln.

 

Doch Halt!!

Es waren noch andere Kräfte am Werk, die mächtig waren, unergründlich und allumfassend - deren Vorhandensein geradezu ein neues

 

 

 

Zwischenkapitel

 

erforderlich macht!

Pine nämlich hatte allerhand Dinge bedacht, hatte detailliert einen Plan konstruiert, der ihm das lästige Häufchen Menschen vom Hals halten sollte, sozusagen einen Trick ersonnen, der ihn de facto von der schweren Bürde entbinden müsse, denn wieviel Umsorgung brauchen denn Kugeln, die in der Nichtzeit und daher auf ewig, von jeglichem körperlichen Bedürfnis und auch der Möglichkeit zur aktiven Handlung befreit, durch ein schimmerndes Labyrinth rollen?

Dieser Plan, der obendrein auch noch durch eine gummibärchenhafte Katastrophe in der Realität gesichert und gefestigt würde, stand nach Pines Ermessen direkt vor der Verwirklichung, denn nun hatten die Alphaner die letzte Chance vertan, den Nichtraum zu verlassen und sich wieder auf ihre nutzlose Reise durch das Universum zu begeben, wo sie ohnehin, wo immer sie auftauchten, nur Verwirrung stifteten, ihre humorlose Mentalität als hehre und edle Lebensart an den Mann (oder wer oder was immer sich ihnen gerade zur Verfügung stellte) zu bringen trachteten, und nichts als ein untragbares, enervierendes, unzumutbares Störpotential darstellten, dessen sich zu entledigen, was Pine betraf, keine Befehlsverweigerung war sondern im Grunde genommen eine bloße Selbstverteidigungsmaßnahme.

Nun hatte Pine also allerhand Dinge bedacht, damit sein Plan nicht scheiterte, hatte auch, damit seine Manipulationen ans Ziel führten, die unflexible Gesinnung, den starren Verstand der Erdenwürmer richtig in Betracht gezogen, jene auch sicherheitshalber noch etwas in diese Richtung hin konditioniert und hatte mit einer Lust und Freude, scharfen aber nichtsdestoweniger krausen Gedankengängen folgend, seine Fäden gezogen, nicht ohne, worauf er sehr stolz war, seinen Opfern bei fast jeder Gelegenheit auch die Möglichkeit zu lassen, aus dem Szenario zu entkommen und sich zu befreien.

Eine winzige Kleinigkeit allerdings hatte er, emsig und enthusiastisch und darum blind für die wichtigen Dinge, vergessen und schlicht übersehen: daß womöglich seine Vorhaben nicht überall Gefallen fänden (3) und man ihn deswegen auch nicht unumschränkt gewähren lassen werde.

Über die subtilen Mittel des Universums zu sprechen, wäre jetzt unangebracht, es genügt durchaus zu erwähnen, daß der kosmische Geist nicht nur über seinen vorwitzigen Untergebenen wachte sondern auch über die Handvoll verlorener Menschen, woran Pine nun in seinem Eifer offengestanden nicht gedacht hatte.

Und so wollte es die Himmlische Fügung, daß im nächsten Moment ein Zauberer die Bühne betrat, der in seinem ganzen Leben immer Glück gehabt hatte, ja, der geradezu ein Dauerabonnement in Sachen Fortuna besaß. Er war sozusagen ein Günstling des Schicksals, und diese Gunst war in der Tat vollständig, irreversibel und nicht manipulierbar, auch nicht für einen selbstherrlichen galaktischen Kobold, der sich seiner Verantwortung entziehen wollte.

(Zwischenkapitel Ende)

 

Als nun Peter Galloway, alias der Große Spinelli, auf die Bühne trat, gerieten sofort alle unsichtbaren Schicksalsfäden, alle verworrenen Ereignislinien, die für den Augenblick eine Rolle spielten, unter seinen Einfluß, und es war, als zwänge er ganz mühelos das veränderte Unkontinuum unter seinen Willen und rückte die Dinge wieder zurecht. Ohne das Bewußtsein über seine Aktivität trat er in den Clubraum und ruinierte mit seiner bloßen Anwesenheit Pines Machenschaften so rasch und gründlich, daß der verblüffte Schutzgeist tatenlos dabei zusehen mußte, wie seine ausgetüftelten Pläne, mir nichts dir nichts, den Bach hinuntergingen.

Die Auswirkung zeigte sich dergestalt, daß sich mit dem Eintreten des Magiers die Atmosphäre im Raum schlagartig veränderte, und die Alphaner wie von einer seltsamen, donnernden und tosenden, fast sinnlichen Woge erfaßt wurden, die den wohl beabsichtigten Nebeneffekt hatte, daß ihr Umfeld zum Gegenstand allergeringsten Interesses mutierte.

Helena blickte in bestürzter Faszination auf die eindrucksvolle Erscheinung des Zauberers vor sich, während sie von einem vernichtenden Gefühl der Leichtigkeit überwältigt wurde, das sie stumpf und taub machte für äußere Eindrücke, das sie bis zum Wahnsinn erfüllte und alles in ihr auslöschte, was mit vollständiger Glückseligkeit (4) unvereinbar war.

Ohnmächtig vor Euphorie fing sie flüchtig Johns Blick auf, der, wie auch Alan, ebenso erschüttert schien von der unerwarteten Wende der Situation, und diese Erschütterung äußerte sich bei beiden in einem ebenso stupiden wie seligen Lächeln, das wie eine Maske auf ihren Gesichtern lag, während sie, Statuen gleich, auf ihren Sitzen klebten, als hätte man sie in Gips gegossen - komikhafte Sinnbilder der Verklärung.

Vor sich sah sie auf dem Tisch wieder den Nachttopf, der ein ausnehmend beleidigtes Gesicht zog und verstockt schwieg.

Da kam Leben in die beiden Denkmäler vor ihren Augen, und John und Alan beugten sich synchron vor, um den Topf wie automatisierte oder computergesteuerte Roboter in ihre Richtung zu schieben, ohne allerdings dabei das beseelte Grinsen einzustellen.

Zu einem bloßen Zuschauer degradiert, sah sie, daß sie ihn, der Aufforderung folgend, aufnahm und ihn sich, ohne mit der Wimper zu zucken, auf den Kopf stülpte.

Sie hörte einen rasenden Aufschrei aus hundert zornigen Kehlen, dann rann ihr eine undefinierbare, schleimige Flüssigkeit über die Augen und verklebte ihr die Sicht. Gleichzeitig begriff sie, was sie getan hatte, und sie wollte auf und davon, aber ihre Beine gehorchten ihr nicht - trotz entsetzter Anstrengungen, und so blieb sie sitzen, ergab sich dem Schicksal und erwartete das Ende.

Zwischen trüben Schlieren erkannte sie ihre beiden Begleiter, die in identer Körperhaltung verharrten, wie undeutliche Schatten wirkten, wie neblige Silhouetten im Halbdunkel des Clubraums, und sich schließlich langsam auflösten.

 

Die verknüpften und verknoteten Ereignis- und Schicksalsfäden entwirrten sich wieder und liefen auseinander, jede in ihren eigenen Raum und in ihre eigene Zeit.

 

Der Zauberer Galloway begann, unbeeinflußt von den Ereignissen im Zuschauerraum, seine Vorstellung und, was Helena im entrückten Zustand für ein mordgieriges Heulen der Zuschauer gehalten hatte, war in Wirklichkeit Gelächter und Applaus, als sich die Frackschöße des Meisters, wie von Geisterhand bewegt, lüfteten und hinter seinem Rücken einen schelmischen Tanz aufführten.

Später, als sich der Scheinwerfer irrtümlich verstellte, traf der Lichtkegel auf einen leeren, tuchweißen Tisch, der , durch das Unkontinuum schwimmend, wie in der Hitze flimmerte und waberte und den Zauberer sehr zu seinem eigenen Erstaunen einen Augenblick lang amüsierte, doch dann nahm die Vorstellung ihren ursprünglich gedachten Verlauf. Die Tauben Ruby und Dotty kamen mit plötzlich himmelblauem Federkleid aus dem Zylinder zum Vorschein - und kein Nachttopf brachte den Abend - ja die ganze Wirklichkeit - durcheinander: da er unter kosmischer Mithilfe vom Ort der Gefahr entfernt worden war, hatte der regieführende Unhold Pine keine Möglichkeit, in geplanter Weise auf den Zauberer einzuwirken - uns so brauchte auch schlußendlich die Welt nicht in Fluten aus Gummibärchen unterzugehen.

 

Das Gleichgewicht der Kontinuen war wiederhergestellt.

 

 

Epilog

 

1

 

John riß ächzend die Augen auf, er lag zwar, wie ihm unvermittelt bewußt wurde, in seinem Bett, aber es war ihm, als sei er bis zur letzten Haarspitze durch einen Fleischwolf von gigantischen Ausmaßen gedreht worden - und das so oft, daß er nicht mehr wußte, welche Teile seines Körpers wohin gehörten.

"Was für ein elender Traum!" stöhnte er benommen.

An seiner Seite tauchte Helena wie ein zerrupfter Sturmgeist mitten unter Kissen und Deckenbergen auf. Den glasigen Blick, der zwischen wirren Haarsträhnen hervorkam, hätte nicht einmal ein chronisch Leidender am lausigsten Tag seines Daseins eindrucksvoller aufsetzen können.

"Verschon' mich mit deinen Träumen," empfahl sie ihm übelgelaunt, "schlimmer als meiner kann deiner kaum gewesen sein!" John, zunächst noch willens, die Behauptung zu bestreiten, setzte sich, wohl etwas zu rasch für seine trostlose Verfassung, auf. Es dauerte eine Weile, bis sich die 70 000 summenden Bienenschwärme in den Weiten seiner Gehirnwindungen wieder beruhigt hatten.

"Ich werde zukünftig Kraft meines Amtes einfach die Herstellung dieser todbringenden Weinsorte untersagen," entschloß er sich, das Übel an der Wurzel zu packen. Helena erwiderte nichts, sondern fiel nur aus ihrer halb aufgerichteten Position, bereit zur Kapitulation vor diesem augenscheinlich grauenvollen Tag, zurück in die Horizontale.

John sah ihr neidvoll, weil sie dazu imstande war, Erschütterungen solchen Ausmaßes zu ertragen, zu - und stutzte.

"Wo kommt die Beule auf deiner Stirn her?" Ein Augenblick der Lähmung folgte, und dann sprangen beide, wie von der Tarantel gestochen, aus dem Bett.

 

Der Morgen hatte die Mondbewohner im Bett überrascht - buchstäblich alle - auch die, die für gewöhnlich am Sofa sitzend schliefen oder jene, die auf dem Weg ins Badezimmer, vom Schlaf übermannt, an einer Kommunikationssäule gelehnt, zu übernachten pflegten - oder gar im Nachtdienst in akribischer Erfüllung der Pflicht bei Beobachtung eines spannenden Kurvenverlaufs am Monitor in Morpheus' Arme sanken.

Verwirrt rappelten sie sich auf und fanden nach anfänglicher Desorientierung, daß mit ihrer Situation alles in schönster Ordnung war. Die Maschinen, die Lebenserhaltungssysteme und die Computer arbeiteten einwandfrei, auch die Uhren hatten ihren eigenmächtigen Ausflug in die Anarchie beendet, und der Mond befand sich auf der Reise durch ein unbekanntes, ödes aber nichtsdestoweniger freudig willkommen geheißenes Weltall. Nur die Alphaner selbst klagten über Drehschwindel und Übelkeit, doch die Beschwerden klangen im Verlauf des Vormittags ab, und man ging daran, die Lage zu analysieren und nach Erklärungen für die zurückliegenden Ereignisse zu fahnden.

Tatsächlich wurde viel geredet und gerätselt, mancher Sachverhalt wurde auch einleuchtend dargelegt und interpretiert, aber völlig auf die Schliche kam man Pine am Ende nicht.

Und dabei sollte es auch bleiben.

 

 

2

 

Pine stand verwirrt vor dem Tribunal, und weniger die Tatsache, daß er aufgeflogen war, machte ihm zu schaffen, als vielmehr das `Erscheinungsbild´ des Hohen Gerichts, das über ihn zu entscheiden hatte.

Er hatte sich gestrenge Richter mit gleißenden Heiligenscheinen und blitzenden Schwertern erwartet, feurige Engel der Rache, die von ihrer mächtigen Kanzel auf den armen Sünder, der er war, herabfunkelten und ihr Donnerwetter auf ihn niedergehen ließen.

Statt dessen stand er da vor drei zwielichtigen Gestalten, denen nicht einmal er seine Schwiegermutter zur Betreuung überlassen hätte. Zwar hatten sie Flügel und Heiligenscheine, doch waren dies staubige Exemplare, die mit Sicherheit schon lange kein Putztuch mehr gesehen hatten, und die hatten die drei Richter neben der Eingangstür an die Garderobe gehängt. Selbst waren sie ohne ihre angelischen Erkennungszeichen, nur bekleidet mit schmuddeligen, kaum knielangen Nachthemden, in die ledergepolsterten Sessel vorm Richtertisch gesunken.

Einer von ihnen hatte die Füße wie zur Vorbeugung gegen Krampfadern bequem - und obendrein auf die vorbereitete Akte hochgelagert und war auf der Stelle eingeschlafen, um in ein sonores Schnarchen auszubrechen. Der zweite fuhrwerkte mit einem Zahnstocher in seinem Mund zwischen den Zähnen herum und machte einen grenzenlos gelangweilten Eindruck, und der dritte zog gar zwischen den Falten seines Hemdes einen Joint hervor und fragte Pine nach Feuer. Doch erst der Gerichtsdiener, ein steinaltes Männchen in Pagenkleidung, konnte damit dienen.

Pine stand eine Weile schweigend und wie versteinert vor dem seltsamen Trio und wartete auf den Beginn der Verhandlung.

Als aber nichts geschah, begann er in seiner Verwirrung mit dem Schlußplädoyer, indem er beteuerte, Opfer seiner eigenen Natur zu sein, und daran erinnerte, daß er sich von jeher als ungeeignet für eine so verantwortungsvolle Aufgabe, wie sie ihm aufgebürdet worden war, befunden hätte und daß diese Pleite wohl auch endlich die gestrengen Herren Richter davon überzeugen müsse, daß mit ihm nichts anzufangen sei. Plötzlich verstummte er, entsetzt den ersten Richter beobachtend, dessen Kopf über den oberen Rand der Rückenlehne zurücksank, was zur höchst unglücklichen Gewichtsverteilung führte und weiters dazu, daß der Engel krachend mitsamt seinem Sessel und einem inbrünstigen, langgezogenen Schnarchlaut nach hinten umfiel und sich, die Füße in der Luft und dem Schlaf entrissen, wiederfand.

"Verteufelt und zugenäht," schrie er, sich aus der Misere befreiend, "nicht einmal hier hat man seine Ruhe!" Der gelangweilte Engel ließ sich zu einem schadenfrohen Grinsen hinreißen - merkte aber sogleich, daß dies sein Image unterminierte und verfiel wieder in Stumpfsinn, indem er damit begann, sich die Nägel auszuputzen.

"Hör zu, Alter," sagte schließlich der Richter mit dem Joint, nachdem sich sein Kollege, der `gefallene Engel´, wieder installiert hatte und umgehend erneut eingeschlafen war. "Ich verstehe ja, daß du Schabernack treiben willst, aber warum gleich in so großem Stil? Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, daß du damit durchkommst?"

"Aber ja!" erwiderte Pine empört, "Glaubst du, ich hätte mich sonst so angestrengt?"

"Kann es sein, daß du den Begriff eines `Schutzengels´ nicht ganz richtig verstanden hast? Deine Liste von diesbezüglichen Vergehen ist so lang wie die Chinesische Mauer."

"Meine Güte! Diese Leute sind auch so blöd! Ich habe ihnen jede Menge von Möglichkeiten geboten, sich zu befreien! Sie hätten ja nur mitspielen müssen, einmal die Logik außer Acht lassen sollen! Wer hat ihnen gesagt, daß sie meine Einladung annehmen sollen! Damit hat es überhaupt angefangen - wären sie nicht durch den Torbogen geflogen, hätten sie sich auf der Stelle in ihren Raum zurückversetzt gesehen.

Und so geht es frisch-fröhlich weiter. Nie haben sie mitgespielt, wo es nottat, und immer, weil es logisch und folgerichtig und einleuchtend war, auf ihre Weise vorzugehen. Statt selbst Falschgeld herzustellen, ziehen sie es vor, ihre Rechnung nicht zu bezahlen! Wer so dumm ist, muß bestraft werden!"

"Schön und gut," erwiderte der Sprecher, "aber du verlangst Unmögliches von diesen Leuten, und, noch schlimmer, du wußtest von vorne herein, daß ihnen nichts anderes übrigbleiben werde, als dir in die Falle zu gehen, denn man muß schon ein eingefleischter Nihilist sein, um sich bei deinen Regeln zurechtzufinden. Wie sollten sie auch? Sie sind es gewohnt zu kämpfen, um zu überleben - nicht zu spielen! Noch dazu unter den - für sie - fremden Bedingungen des Unkontinuums. - Wie findest du übrigens unsere Gerichtsverhandlung? Kompetent, nicht wahr? Nur etwas verwirrend, weil du nicht weißt, was dich erwartet und was du tun sollst?" Pine nickte nach Verständnis heischend. Da war er allerdings an die falsche Adresse geraten! Sein Gegenüber beugte sich ärgerlich vor und blies ihm den süßlichen Duft des Joints ins Gesicht. Pine hustete benebelt. "Lächerlich, Alter, du kennst doch den Nichtraum wie deine Westentasche! - Im Gegensatz zu den armen, beschränkten Alphanern! Für dich kann diese Situation ja überhaupt kein Problem sein!" Er grinste Pine mit leicht `diffusem´ Blick an. "Und da fällt mir ein, du hast, um diese Aufführung überhaupt inszenieren zu können, ganz kräftig gegen die Vorschriften verstoßen!"

"Ich weiß, ich weiß," gab Pine gepeinigt zu, "ich darf nur eingreifen, wenn Gefahr besteht oder, um dem Glück auf die Sprünge zu helfen. Zugegeben, der Mond war nie in Gefahr. Es gab gar keine feindliche Bedrohung. Ich hatte gehofft, daß ihr wenigstens das überseht."

"Was soll ich sagen," meinte der Richter, dem mittlerweile blauer Dunst aus den Ohren qualmte, während ihn der Joint fast einen halben Meter aus dem Sitz gehoben hatte. "Du hast dich getäuscht, wenn du glaubst, daß du nach dem Coup die Mondbewohner los bist. Im Gegenteil: Ab jetzt wirst du regelmäßig Berichte über die Vorkommnisse bei deinen Schützlingen abgeben, und du mußt auch genauestens über all deine Taten Buch führen. Eine kleine Verfehlung nur, und du wirst strafversetzt! AAHHH!! Wünsch' es dir nicht, du wirst dich nämlich in dem Fall auf dem Mond wiederfinden! Also überlege es dir gut, ehe du wieder etwas anstellst!"

Pine schluckte betreten und stand Augenblicke später allein da in seinem gewohnten Chaos aus bunter Bewegung.

Was für ein ungerechtes Dasein! Er verfiel ins Grübeln und kam nach einer beträchtlichen Weile auf den ungeheuerlichen Gedanken, daß er niemals im Himmel gelandet war sondern seit eh und je in der Hölle schmorte, wo er bei der Betreuung der hirnrissigen Alphaner für seine Sünden büßte!

Was für ein lausiger, riesengroßer Schwindel!

Aber vielleicht konnte er ja... ein kleiner Handel...?

Pines Launenbarometer kletterte steil in die Höhe.

 

 

3

 

Der Abend war lang gewesen - Gründe zum Feiern fanden sich allemal, diesmal war es - ein wenig weit hergeholt - die Halbzeit bei der Fertigstellung der neuen Staffel gewesen.

Ein großer Teil des Drehteams hatte sich im Irish Pub `Ian o' Flionn´ eingefunden, doch übriggeblieben waren nur zwei - die beiden Trinkfesten, die immer die letzten waren, und sie saßen zu fortgeschrittener Stunde inmitten von dunstigen Rauchschwaden nebeneinander an der Theke, vor sich das letzte Pint Guinness und einen randvollen Aschenbecher.

Die zerstörende alkoholische Wirkung war bereits so weit gediehen, daß sie im philosophischen Stadium der Unterhaltung angelangt waren und, da sich das Thema anbot, tiefsinnige Aspekte der Filmbranche erörterten. Unglücklicherweise ergab sich bald die Situation, da sie einer Meinung waren, was sich, wenn man Ort und Zeit in Betracht zog, ziemlich mörderisch auf die Diskussion auswirkte: Sie starb nämlich ab.

Trüb starrten die zwei eine Weile in ihre Gläser und schwiegen, bis einer jäh die Stille unterbrach:

"Was denkst du? Ob es die Alphaner eigentlich wirklich gibt?" Der andere drehte ihm schwerfällig den Kopf zu.

"Sag einmal, spinnst du?"

"Ich denke nicht daran! Hast du denn noch nie von den Theorien gehört, wonach die Gedanken in ihren eigenen Universen existieren? So gesehen, wäre es ja möglich, daß da irgendwo zwischen Raum und Zeit eine Wirklichkeit ist, in der der Mond sich aus seiner Umlaufbahn gelöst hat und im All herumfliegt." Der andere unterstellte ihm, etwa 4 Liter mehr getrunken zu haben, als gut für eine halbwegs passable Hirnfunktion war.

"So sicher, wie ich jetzt vor dir sitze, so sicher ist deine Idee von einem alphanischen Gerry-Anderson-Universum kompletter Schwachsinn!"

"Wer sagt dir, daß wir überhaupt Realität sind?" widersprach der erste mit bleierner Zunge, "Vielleicht sitzt gerade irgendwo ein Schmierfink an seinem Schreibtisch und denkt sich diese Szene hier aus. Und wahrscheinlich vergißt er nicht, genau zu schildern, daß du mich jetzt mit bescheuertem Schafsblick anstarrst und daß dir deine Zigarette gleich aus dem Mundwinkel fallen wird. Ja, vielleicht ist der fabulierende Schwachkopf selbst nur Teil einer Geschichte, die sich jemand anderer ausdenkt. Eine Geschichte, die sich in ihrem Universum verselbständigt hat, so, wie unsere eigene Geschichte auch."

Der zweite gab sich einen sichtbaren Ruck.

"Brian!" rief er. "Zahlen! Der Kerl hat jetzt in zwei Minuten mehr Unfug geredet, als ich in einem Jahr verarbeiten kann!" Der Barkeeper, dessen letzte Gäste die beiden waren, eilte, froh über die bevorstehende Sperrstunde, herbei und kassierte den offenen Betrag.

Erfreut erhoben sie sich und wankten, ihr Gespräch vergessend, mit gegenseitiger, brüderlicher Unterstützung aus dem Lokal und hinaus in ein arbeitsfreies Wochenende.

 

 

Ende

1998


Geschichten Inhalt Kapitel1 Kapitel2 Kapitel3

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fußnoten

 

1)
Tatsächlich wurde aus dem Schwarm beim Anblick der abgrundhäßlichen Steinfigur innerhalb von Augenblicken eine hochgradig invalide, von Würgreiz, Schwindel- und asthmatischen Anfällen heimgesuchte, fliegende Einheit, die gerade noch rechtzeitig vorm unwiderruflichen Absturz die Kurve kratzte und gemeinschaftlich torkelnd und taumelnd entfleuchte.

 


 

 

 

2)
oder was auch immer!

 

 

 

 


 

 

 

3)
und damit sind nicht nur die geplagten Mondbewohner gemeint

 

 

 

 


 

 

 

4)
Da bekanntermaßen fast alles mit der Existenz von vollkommener Glückseligkeit unvereinbar ist, kann man sich vorstellen, daß nicht allzu viel von ihr übrig blieb.